Ein "besonderer" Musikverein wird 100 Jahre akt - 8.4.24
Bei der Jubiläumsfeier in der Donauhalle wurde die neue Uniform der Musikkapelle vorgestellt
Von Jonas Grathwohl
Neufra
Der Musikverein Neufra hat anlässlich seines 100-jährigen Bestehens zu einem Festabend in die Donauhalle nach Neufra eingeladen. Über 150 Zuschauer erlebten mit befreundeten Musikkapellen und Ehrengästen einen kurzweiligen Ehrenabend, bei dem eine vielfältige Reise des Vereins seit dessen Bestehen dargeboten wurde. Den Zuschauern wurden dabei die restaurierte Vereinsfahne sowie die neu angeschafften Uniformen des Musikvereins Neufra präsentiert.
Zu Beginn des Abends stimmte de gesamte Musikkapelle Neufra die Zuhörer mit Musikstücken aus unterschiedlichen Stilrichtungen auf den Abend ein. „Free Time“ ist ein begeisterndes Musikstück von Ralf Uhl, welches an ein erfrischendes Gefühl zu Beginn eines Urlaubs erinnern soll. Vor allem die Trompeten spielen bei dem Stück eine wesentliche Rolle. Der Musikverein zeigte in den Märschen „Die Sonne geht auf“ von Rudi Fischer und dem Militärmarsch „Alte Kameraden“ von Carl Teike, dass vor allem die Blechblasinstrumente ziehend und springend die gesamte Kapelle immer weiter drängte und alle Musikerinnen und Musiker hervorragend mit ihren Instrumenten umgehen konnten.
Der Musikverein Neufra hat sich nicht nur der Unterhaltungsmusik verschrieben und begeisterte die Zuhörer bei modernen Poprhythmen von Andreas Bourani sowie dem Stück „Auf Uns“. Abwechslungsreich und fetzig ist das Stück „Viva Brasil“ von Manfred Schneider, welches vor allem für die Schlaginstrumente des Musikvereins ansprechend ist und bei dem das makellose Zusammenspiel der einzelnen Register zu einer Demonstration hoch stehender Blasmusik hervortrat. Ein weiteres Stück zeigte die große Verbundenheit aller Gäste zur Musik und zur Region Oberschwaben. Beim „Biberacher Kreismarsch“ von Siegfried Rundel gelang es dem Musikverein Neufra, dass alle Zuhörer in der Donauhalle lautstark mitsangen.
Zu Beginn der Grußworte konnte der Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger unter anderem Bürgermeister Marcus Schafft, den stellvertretenden Bürgermeister Franz-Martin Fiesel, die Ortsvorsteherin Erika Götz, den ehemaligen Bürgermeister Hans Petermann, den Kreisverbandsvorsitzenden des Blasmusikkreisverbandes Biberach Michael Ziesel, Pfarrer Walter Stegmann und den Bundestagsabgeordneten Josef Rief begrüßen.
Mit dem Sprichwort eines Vaters zu seinem Sohn „Junge, wenn du heute in der Schule aufgerufen wirst, dann stehe auf, damit dich alle sehen, sprich laut, damit dich alle hören und fasse dich kurz, damit dich alle mögen“ hatte Thomas Dörflinger das Publikum gleich auf seiner Seite. Er erinnerte mit den Worten von Aristoteles, dass „das Ganze mehr als die Summe seiner Teile sei“, daran, dass der Musikverein Neufra mit allen seinen ehrenamtlichen Mitgliedern seit vielen Jahren Verantwortung in Neufra übernimmt und dies bei den unterschiedlichsten Anlässen in vielfältiger Weise immer wieder unter Beweis stellt.
Neufra könne gleich auf mehrere Jubiläum im Jahr 2024 blicken, denn neben dem Musikverein wird der Liederkranz Neufra 130 Jahre, der Fußballverein 70 Jahre, der Chor Fatal 25 Jahre und der Narrenverein 100 Jahre alt. Für Thomas Dörflinger ist der Musikverein im positiven Sinne vor allem „anders“, denn die Musikanten würden nicht nur fordern, sondern selbst anpacken und organisieren, wenn es im Verein etwas zu erledigen gebe. Dass der Musikverein Neufra anderes ist, bedeutet es, dass die Eigenart bewahrt wird, sich dieser von allen anderen unterscheidet und sich selbst treu bleibt. Mit einem umgedichteten Zitat von Wilhelm Busch „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil stets mit Geräusch verbunden. In Neufra wird drüber gelacht, da wirds Geräusch zum Ton gemacht. Dies ist dann fast schon unverhohlen eine Wellnesspackung für die Ohren. Dank Emhart, Rettich und Spöckers Karl, ist die Kapelle doch echt genial“ endete die kurzweile Rede von Thomas Dörflinger.
Der Kreisverbandsvorsitzende Michael Ziesel vergegenwärtigte, dass der Musikverein Neufra ein Jubiläum feiert, auf das der Verein sehr stolz sein kann. In diesen zehn Jahrzehnten ist in Neufra die Lebensfreude sowie die Kultur gelebt worden. Die Musik, welche durch den Musikverein gespielt werde, bewegt die Menschen, löst Emotionen aus, motiviert und bringt auch Menschen zusammen. Er erinnerte an eine Musikprobe und an einen Musiker, bei dem durch die Musik zahlreiche physikalische Vorgänge auf den Körper einwirken. Musik beeinflusst die Atemfrequenz, den Blutdruck und die Muskelspannung. Insgesamt kann Musik glücklich stimmen, beruhigen, entspannen oder Erinnerungen wachrufen.
Diese Dinge hätten die Musikerinnen und Musiker des Musikvereins Neufra bzw. ihre Vorgänger bei der Vereinsgründung klar bewiesen. Die Mitglieder des Musikvereins Neufra hätten die DNA des Miteinanders geerbt, welche sie mit Leidenschaft und Begeisterung leben. Für die nächsten 100 Jahre wünschte Michael Ziesel viel Mut für weitere Erfolgsgeschichten und dass viel weitere Musikbegeisterte dem Musikverein Neufra voranbringen würden.
Die Ortsvorsteherin Erika Götz bzw. Bürgermeister Marcus Schafft erläuterten, dass der Musikverein Neufra aus einem Radfahrverein entstanden sei, bzw. dass die 100-jährige Reise des Musikvereins weit über Noten und Klänge hinausgeht. Der Musikverein Neufra steht für kulturelle Bereicherung und Gemeinschaft. Durch die Musik wecken die Musikerinnen und Musiker Erinnerungen und bauen Brücken zwischen Menschen unterschiedlichen Alters. Für die Ortsvorsteherin sei es eine Ehre, ein Teil der Gemeinde Neufra mit dem Musikverein zu sein, da dieser in den letzten Jahren und Jahrzehnten unzählige Geschichten mit Freude, Tauer und auch Hoffnung erzählt hat. Erika Götz dankte allen engagierten Musikerinnen und Musikern, Dirigenten, Organisatoren und Unterstützern des Vereins für die ehrenamtliche Arbeit. Für die kommenden Jahre wünschte sie dem Verein vor allem Gemeinschaftsgeist, musikalische Inspiration und Fortschritt.
Im weiteren Verlauf entführte der Musikverein die Zuschauer durch die letzten 100 Jahre der Vereinshistorie. Auf der Bühne der Donauhalle wurden alle ehemaligen Uniformen des Musikvereins präsentiert und eine kleine Abordnung des Musikvereins unterhielt die Gäste mit gezielt ausgewählten Märschen und Polkas. Der Abschluss des Festabends bildete die Vorstellung der restaurierten Vereinsfahne und der neuen Uniformen des Musikvereins. Dabei erhielten die Zuschauer interessante und tiefgründige Informationen zu den unterschiedlichen Uniformteilen und der Entstehung der gesamten neuen Uniform, welche für den Musikverein Neufra mehrere Jahre gedauert hat.
>
© Schwäbische Zeitung, Ausgabe Riedlingen vom 8. April 2024