Aufgefallen war Dörflinger an seiner letzten Station, dass in der Montage trotz des hohen Automatisierungsgrads nach wie vor viel Handarbeit geleistet werde. Das sei der Individualität der Lösungen geschuldet, erläuterte Geschäftsführer Frank Lock im Gespräch: „Jeder Kunde bekommt das, was er braucht, genau zugeschnitten auf seine Bedürfnisse.“ Hohe Fertigungstiefe, Schnelligkeit und Flexibilität sollen den unternehmerischen Erfolg sichern. Dabei sei man in der Lage, vom Einzelstück bis zu komplexen Großprojekten zu liefern.
Bei den Abläufen sei auch die Kreativität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefragt: „Viele Ideen der Kollegen stecken in der Montagelinie.“ Das gelte auch für Eigenentwicklungen im Versand.
Auf Effizienz und Ergonomie werde bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes großer Wert gelegt, so Lock. Die Zeiten, in denen noch jedes Teil einzeln verpackt wurde, seien vorbei: „Das kann man einen Tag machen, aber nicht ein Arbeitsleben lang.“
Im Wettbewerb um Fachkräfte will Lock als Familienbetrieb auch mit Arbeitsklima punkten. Der Firmeninhaber, der das Unternehmen 2002 von seinem Vater („ein klassischer Patriarch“) übernommen hat, sieht sich selbst nicht als „Superkonstrukteur“ und Kopf eines Ingenieurbüros: „Ich freue mich an Prozessen und Abläufen.“
Vor allem im technischen Bereich ist die Nachfrage an Personal groß. Gerne würde Lock hier den Anteil der Mitarbeiterinnen erhöhen: „Es gibt keine Gründe, warum Frauen nicht einen solchen Beruf lernen sollten.“ In der Produktion liege der Frauenanteil derzeit bei zwölf Prozent, im Versand hingegen seien fast ausschließlich Frauen beschäftigt.
Auch mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und der Möglichkeit, zumindest tageweise im Homeoffice zu arbeiten, will Lock als Arbeitgeber attraktiv sein. Das sei freilich „sehr komplex zu managen“.
Durch eine Team- und prozessorientierte Organisation mit dezentraler Verantwortung werde das Jahr 2024 wieder ein „ordentliches“ werden, kündigt Lock an – nach Phasen mit Corona, Beschaffungskrisen und steigenden Energiepreisen. In der Zeit wurde das Unternehmen strategisch ausgerichtet, sagt Lock. „Wir mussten auch modularer werden.“
„Wir müssen uns was einfallen lassen“, fordert Lock. Es gelte, den europäischen Wirtschaftsraum zu stärken. Die Einhaltung sozialer Standards müssten dabei selbstverständlich sein: „Sonst gibt es keinen fairen Wettbewerb.“ Dies auch vor dem Hintergrund eines globalen Wettbewerbs, in dem vor allem China den Markt mit Dumpingpreisen flutet - unter anderem mit Antrieben, wie sie im Hause Lock hergestellt werden. Auch bei der Qualität schrumpfe der Vorsprung: „Die anderen haben aufgeholt.“
„Hohes landespolitisches Konfliktpotenzial“ bestätigte Dörflinger in dem Zusammenhang der von der beabsichtigten Lkw-Maut auf Landes- und Kreisstraßen: „Es ist falsch, nochmals was draufzusatteln – irgendjemand bezahlt es.“
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© Schwäbische Zeitung, Ausgabe Riedlingen vom 10.8.2024
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