Aktionstag: Busfahrer händeringend gesucht - 24.9.24
Menschen für den Bus als Verkehrsmittel zu begeistern und für den Beruf des Busfahrers zu werben: Dieses Ziel hatte der bundesweite „Tag des Busses“, zu dem die Firma Ertl-Verkehr nach Ochsenhausen einlud. Wer sich traute, durfte sogar selbst am Steuer eines großen Linienbusses eine Runde drehen.
Von Michael Schmid
Der Aktionstag fand im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche statt. In ganz Deutschland öffneten dabei Busunternehmen ihre Türen, um über Berufe und Themen rund um den Bus zu informieren.
Erstmals mit von der Partie war dabei auch die Robert Bayer GmbH an vier Standorten, darunter in Ochsenhausen. In der Rottumstadt hatte das Ehinger Unternehmen im Jahr 2017 die traditionsreiche Firma Ertl übernommen. Auf dem Betriebshof im Gewerbegebiet Untere Wiesen konnte Geschäftsführerin Sonja Bayer an diesem Tag zahlreiche prominente Besucher begrüßen.
Neben dem Bundestagsabgeordneten Josef Rief (CDU) war auch Thomas Dörflinger (CDU) anwesend. Der örtliche Landtagsabgeordnete ist verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Stuttgarter Landtag. Ebenfalls da war der Biberacher Landrat Mario Glaser. Der Landkreis hat erst vor Kurzem die Verkehrsleistungen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) neu vergeben. Dabei bekam die Firma Bayer den Zuschlag für die Regiobuslinie X250 sowie für neun weitere Linien im Raum Ochsenhausen/Illertal. Der im Urlaub befindliche Ochsenhauser Bürgermeister Philipp Bürkle wurde durch Stadtrat Hans Holland vertreten. Für den Donau-Iller-Nahverkehrs-Verbund (DING) war aus Ulm Geschäftsführer Bastian Goßner gekommen.
Ein zentrales Thema am „Tag des Busses“ war die angespannte Personalsituation bei den Busunternehmen, die auch vor der Firma Bayer nicht haltmacht. „Allein in Baden-Württemberg fehlen gegenwärtig mindestens 2.300 Busfahrer“, brachte Thomas Dörflinger das Problem auf den Punkt. Bundesweit sind es nach Branchenangaben rund 25.000. In den nächsten Jahren werde sich die Situation noch verschärfen, da deutlich mehr ältere Busfahrer in Rente gingen als junge nachkämen. Das Land habe deshalb mit den Branchen-Spitzenverbänden eine Fachkräfteallianz gebildet. „Ziel ist es, das Berufsbild des Busfahrers attraktiver zu machen, um Nachwuchs zu gewinnen.“
Als ein Hindernis bei der Personalgewinnung machten die Verantwortlichen der Firma Bayer neben der allgemeinen Situation auf dem Arbeitsmarkt den Busführerschein aus: „Die Hürden dafür sind zu hoch und der Führerschein zu teuer.“ Die Fahrerlaubnis koste in Deutschland rund 13.000 Euro, während sie etwa im Nachbarland Österreich für einen Bruchteil dessen zu haben sei. Hinzu komme, dass die Lizenz alle fünf Jahre mit einer aufwändigen Gesundheitsprüfung verlängert werden müsse.
Neben der Personalsituation war es Geschäftsführerin Sonja Bayer und dem Ochsenhauser Standortleiter Christoph Rösch ein Anliegen, mehr Menschen für die Fahrt mit dem Bus zu begeistern. Denn: „Der Bus ist das umweltfreundlichste Verkehrsmittel überhaupt!“ Einen zusätzlichen Beitrag zum Klimaschutz leiste ihr Unternehmen dadurch, indem es vor Kurzem die gesamte Fahrzeugflotte in Ochsenhausen auf den umweltfreundlichen Treibstoff HVO 100 umgestellt habe. „Das ist zwar für uns etwas teurer, spart aber 90 Prozent CO₂ ein.“
Ein Höhepunkt des Tages war die Aktion „Ran ans Lenkrad“. Wer wollte, konnte dabei selbst einen Bus fahren und sich so einen ersten Eindruck vom Beruf des Busfahrers machen. Dabei bewiesen die beiden Abgeordneten Josef Rief und Thomas Dörflinger, dass sie nicht nur im Parlament eine gute Figur machen, sondern auch am Steuer eines Busses. Stadtrat Hans Holland lenkte das große Gefährt ebenfalls gekonnt um den Betriebshof.
Am Ende des Aktionsvormittags zogen Sonja Bayer und ihre Mitarbeiter eine positive Bilanz. Der Tag sei sehr gut angekommen. „Es waren sogar zwei Interessenten als Busfahrer da, die hier wohnen und bereits den Busführerschein haben.“ Allein von daher könnte sich der Tag des Busses in Ochsenhausen schon gelohnt haben.