Schienengipfel in Riedlingen zeit Perspektiven auf - 13.5.23
Riedlingen. Das Verkehrsministerium stellt in der Donaustadt Überlegungen zur Mobilität der Zukunft mit Donautalbahn und Regio-S-Bahn Donau-Iller vor. Der Leiter des Referats Schienenpersonenverkehr erläutert das zukünftige Angebotskonzept.
Von Waltraud Wolf
Dass es trotz vieler Bemühungen noch eines langen Atems zur Verbesserung des Schienenpersonenverkehrs für die Raumschaft bedarf, wurde bei einem „Schienengipfel“ im Riedlinger Rathaus klar. Auf Initiative des CDU-Landtagsabgeordneten des Wahlkreises Biberach, Thomas Dörflinger, war Ministerialdirektor Berthold Frieß vom baden-württembergischen Verkehrsministerium zum zweiten Mal in die Donaustadt gekommen, was als Hoffnungszeichen gewertet wird.
Dörflingers Anliegen: Die Donaubahn muss deutlich attraktiver werden, wozu alle an einem Strang ziehen müssten. Um die Raumschaft aus dem Verkehrsschatten herauszuholen, ist ein Lenkungskreis eingerichtet worden. Positiv gewertet wird in Riedlingen, von der Bahn wahrgenommen zu werden. Mit dazu trägt bei der Einrichtung der Regio-S-Bahn Donau-Iller auch der Landkreis Biberach durch sein finanzielles Engagement bei, so dass sie von Munderkingen weiter über Riedlingen bis nach Herbertingen geführt werden kann, mit Haltepunkten in Neufra und Ertingen.
Den Kreis vertrat beim „Schienengipfel“ Peter Hirsch, der Leiter des Kreis-Verkehrsamts. Martin Klust, der im Verkehrsministerium das Referat Schienenpersonenverkehr betreut, erläuterte den Bürgermeistern, Ortsvorstehern, Riedlinger Gemeinderäten und mit dem Thema befassten Bediensteten der Stadt die Donautalbahn und ihr zukünftiges Angebotskonzept. Neben dem Ausbau der Elektrifizierung unterbreitete er auch eine „Strategie emissionsfreier Fahrzeuge auf nicht elektrifizierten Strecken“.
In einem Gutachten wurden Möglichkeiten batteriebetriebener oder wasserstoffbetriebener Hybrid-Züge untersucht, wobei sich letztere nicht durchsetzen konnten. Batteriebetriebene Züge brauchen Schnellladestationen. Dies könne über Oberleitungen geschehen, sagte Klust.
Für die Riedlinger und ihr Umland interessant ist der Ausbau und die Erweiterung der Regio-S-Bahn Donau-Iller bis Riedlingen und Herbertingen, was zu einem etwa halbstündlichen Takt des Zugverkehrs zwischen Ulm und Riedlingen führen würde. Ab Dezember 2026 – so die von Klust vorgestellte Planung für die Donaubahn zwischen Tuttlingen und Ulm mit Halt in Riedlingen – ist eine Zeitverschiebung der Expresslinie im Donautal um 15 Minuten vorgesehen. Das sorge letztlich für bessere Anschlüsse. Auch nach Ablösung der Neigetechnik blieben die „attraktiven Fahrzeiten“ erhalten. Die Fahrzeit zwischen Riedlingen und Ulm beträgt etwa 50 Minuten. Ein Taktfahrplan, „wie er im Bilderbuch steht“, meint Klust, wobei der Güterverkehr einige „Taktlücken“ benötige. Dieses Konzept sei grundsätzlich auf der Bestandsinfrastruktur fahrbar.
Ergänzt werden soll dieses Angebot um die ebenfalls stündlich fahrende Regio-S-Bahn Donau Iller von Ulm über Blaubeuren, Ehingen und Riedlingen mit weiteren Stopps etwa im Riedlinger Teilort Zwiefaltendorf. Nimmt man einen Umstieg von der Regio-S- in die Donaubahn in Ehingen in Kauf, spart man bei knapp 90 Minuten Fahrzeit 20 Minuten.
Dieses Angebot ist allerdings abhängig von „regionaler“, sprich kommunaler,Mitfinanzierung – ein Umstand, auf den neben Frieß insbesondere Thomas Schäfer von der Deutschen Bahn aufmerksam machte. Der Landkreis Biberach wolle sich hier einbringen, bestätigte der Leiter des Kreisverkehrsamts, Peter Hirsch.
Braucht es ein Ausweichgleis?
Für den Personenzug brauche es in Zwiefaltendorf kein Ausweichgleis, antwortete Klust dem dort ansässigen Gemeinderat Max Beck. Unklar sei noch, ob es eines solchen wegen des Güterverkehrs bedürfe. Diese Notwendigkeit sieht Regio-SBahn-Geschäftsführer Oliver Dümmler. Beck beklagte, dass auf der früheren Gleis-Fläche ein Kabelkanal verlegt worden sei.
Dass immer mehr Firmen auf den Güterverkehr setzen, findet Stadtrat Franz-Martin Fiesel erfreulich. Er war es auch, der auf die mangelhafte Infrastruktur für Zugfahrende bei Warteräumen und Toiletten aufmerksam machte. Dieses Thema werde bei allen Gesprächen mit der Deutschen Bahn mitbehandelt, versicherte Ministerialdirektor Frieß, schließlich sei dies auch eine „Visitenkarte des Systems“. Dass diese Infrastruktur in kommunaler Hand liege, vermerkte nicht nur Thomas Schäfer von der DB.
Er dämpfte die Hoffnungen auf eine schnelle Umsetzung des neuen Konzepts. So müssten zwölf Stellwerke erneuert werden, was einer infrastrukturellen Anpassung bedürfe. Das dauere mindestens zehn Jahre – wobei diese Zeitangabe „eher sportlich“ sei. Hilfreich sei die kommunale Unterstützung, wofür er als Beispiele Grundstückserwerb und Naturschutz nannte. Bürgermeister Schafft hatte auf die Gartenschau 2035 in Riedlingen hingewiesen. Die Zeitvorgabe nehme er gerne auf, sagte Schäfer, doch lasse er sich nicht festnageln. Planungsaufwand und Genehmigungsprozesse seien „groß“, erklärte Dümmler. Vor der Einrichtung der Regio-S-Bahn bedürfe es noch vieler kommunaler Maßnahmen: „Fangen Sie früh an, sich Gedanken zu machen“, forderte er die Bürgermeister auf, zum Beispiel beim Grundstückskauf.
Marcus Schafft wies auf die Riedlinger Vorarbeiten hin, mit der Planung einer Brücke über die Gleise und eines Park-and-Ride-Platzes. Es gelte, sich abzustimmen, wie das aussehen müsse, sagte Dümmler. Für Riedlingen gebe es jedoch noch keine konkrete Planung. Gemeinsam zu schaffen sei eine moderne barrierefreie Verkehrsschnittstelle.
Die Stadt sei bereits mit Planungen beschäftigt, betonte dagegen Stadtbaumeister Wolfgang Weiß, tue sich aber schwer, weil man bei der Bahn keinen konkreten Ansprechpartner habe. Der Vertreter der Bahn, Thomas Schäfer, versprach, einen „Kümmerer“ zu benennen. Man sei noch mit Voruntersuchungen befasst. Es müsse alles ineinandergreifen.
Bürgermeister Schafft hielt in seinem Schlusswort fest, man sei froh, eine Perspektive zu haben.