Schlechte Noten für Landesstraßen - 16.7.22
Thomas Dörflinger (CDU) sieht im Kreis Biberach „deutlich Luft nach oben“
Landkreis Biberach (sz/gw)
Mehr als 270 der insgesamt rund 700 Landesstraßen-Kilometer im Landkreis Biberach erhielten bei der Zustandserfassung und -bewertung (ZEB) des Verkehrsministeriums vor zwei Jahren eine schlechte Note. Auf einer Notenskala von 1,0 bis 5,0 schnitten mehr als ein Drittel der befahrenen Straßen mit 3,5 oder schlechter ab. Das geht aus der Antwort des Ministeriums auf eine kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Thomas Dörflinger (CDU) hervor.
„Durchwachsen“ sei wohl die richtige Bezeichnung für den aktuellen Gesamtzustand der Landesstraßen im Landkreis, wird Dörflinger in einer Pressemitteilung seines Biberacher Wahlkreisbüros zitiert. „Marode Zustände sind nicht nur ein Ärgernis, sondern können auch die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gefährden. Zudem können durch frühzeitige Sanierungen weitere Schäden verhindert und damit letztlich höhere Kosten vermieden werden.“
Eine ZEB nach Ebenheit, Oberflächeneigenschaften und Griffigkeit der Landesstraßen erfolgt turnusmäßig alle vier Jahre. 2020 wurden erstmals beide Fahrtrichtungen befahren, um eine genauere Erfassung des Fahrbahnzustands zu erhalten. Im Landkreis Biberach wurden dabei von 701 Kilometern Landesstraße (Summe beider Fahrtrichtungen) insgesamt 95,3 Kilometer als neuwertig, 226,4 Kilometer als sehr gut bis gut und 110,8 Kilometer als gut bis mittelmäßig bewertet. Weitere 107,3 Kilometer haben bereits den Warnwert überschritten und bieten Anlass zur intensiven Beobachtung und Analyse. Bei den verbliebenen 161,2 Kilometern ist der Schwellenwert bereits überschritten und die Einleitung baulicher oder verkehrsbeschränkender Maßnahmen erforderlich.
Diesen Schwellenwert überschritten haben beispielsweise große Abschnitte der L 266 zwischen Schemmerhofen und Heggbach oder der L 265 zwischen Reinstetten und Goppertshofen. Dort fanden die Messfahrzeuge dementsprechend viele Spurrillen, Risse oder ausgebesserte Schlaglöcher vor. Wie die Pressestelle des Verkehrsministeriums auf Nachfrage erläuterte, sollen Abschnitte, die eine Benotung von 4,5 und schlechter aufweisen, in naher Zukunft in das Erhaltungsprogramm aufgenommen werden. Abschnitte mit der Note 3,5 bis 4,5 sollen mittelfristig saniert werden.
Im Erhaltungsmanagement Landesstraßen 2022-2025 sind zehn Abschnitte mit einer Gesamtlänge von knapp 16 Kilometern enthalten: die L 266 in Maselheim (2,6 km), in Schemmerhofen/Maselheim (2,6 km) und in Schemmerhofen/Attenweiler (1,6 km), die L263 in Burgrieden (1 km), die L 265 in Laupheim (0,9 km), die L268 in Langenenslingen/Scheer (3 km), die L 273 in Biberach/Warthausen (1 km), die L 284 in Bad Schussenried (0,8 und 1 km) und die L1268 in Schwendi (1,3 km). Wenn den 161,2 Kilometern „insgesamt 16 Kilometer Gesamtstrecke im Erhaltungsmanagement Landesstraßen 2022-2025 gegenüberstehen, dann ist da noch Luft nach oben“, so Dörflinger, der sich an den Verkehrsminister wenden und prüfen lassen wolle, inwiefern die Erhaltungsmaßnahmen weiter vorangetrieben werden können.
„Nach der Feststellung der Straßenschäden müssen nun im Bedarfsfall rechtzeitige Straßensanierungen folgen“, so Dörflinger. Die Antwort des Verkehrsministeriums zeige aber auch, dass das Land im Landkreis Biberach bei den Erhaltungsmaßnahmen nicht untätig war: So wurden 2020 und 2021 insgesamt 17 Maßnahmen umgesetzt und für Erhaltungsmaßnahmen an Fahrbahnen im Landesstraßennetz von Januar 2020 bis Mai 2022 rund 3,8 Millionen eingesetzt. Dabei habe das Regierungspräsidium Tübingen nach Angaben des Ministeriums die zugewiesenen Mittel für Erhaltungsmaßnahmen an Landesstraßen vollständig ausgeschöpft.
Das Radwegenetz im Landkreis Biberach soll nach Auskunft des Ministeriums noch in diesem Jahr einer ZEB unterzogen werden. Die Ergebnisse sollen dann ab 2023 als Grundlage für die konkrete Umsetzung von Erhaltungsmaßnahmen dienen.