Friseure holen sich politischen Rückenwind - 25.2.22
Landtagsabgeordneter Thomas Dörflinger spricht mit Biberacher Friseuren über die Rückzahlung der Soforthilfe
Von Tanja Bosch
Biberach
Die Friseurbranche hat die Corona-Pandemie mit am schwersten getroffen. Teilweise waren die Geschäfte monatelang geschlossen und die Vorgaben für einen Friseurbesuch änderten sich ständig. Jetzt geht es um die Rückzahlung der Soforthilfe aus dem Jahr 2020. Die Vorgaben für das sogenannte Rückmeldeverfahren macht den Betrieben nun zu schaffen. Ähnlich sieht es übrigens auch bei den Einzelhändlern aus. Teilweise müssen die Soforthilfen komplett wieder zurückbezahlt werden - und das, obwohl die Verluste unverschuldet hoch waren. Hilfe erhofft sich der Fachverband Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg jetzt von der Politik.
Die beiden Biberacher Friseure, Dirk Reisacher und Boris Aierstock, sind Mitglieder des Landesverbands und setzen sich für ihre Branche ein. In einem Gespräch mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Dörflinger, der zudem handwerkspolitischer Sprecher ist, machen sie auf die aktuelle Problematik aufmerksam und erhoffen sich Rückenwind vonseiten der Politik.
„Die Corona-Soforthilfe im Frühjahr 2020 war ein erfolgreiches Instrument um die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie abzumildern. Durch die unbürokratische und schnelle Hilfe konnten viele Friseur- und Kosmetikbetriebe die Zeiten des Lockdowns besser überstehen und Insolvenzen wurden verhindert“, sagt Dirk Reisacher. Jetzt geht es aber um die Rückzahlung beziehungsweise das Rückmeldeverfahren. Hier geht es um den Betrachtungszeitraum. Wer die Soforthilfe erst im April beantragt hat, kann den Lockdown-Monat März nicht einrechnen. „Das Problem liegt vor allem in der Tatsache, dass der Betrachtungszeitraum der Soforthilfe nun ab der Antragsstellung und nicht ab Beginn des Lockdowns oder des Liquiditätsengpasses gilt und wir die Monate Mai und Juni mit einzurechnen haben“, so Reisacher. Das werde für viele Betriebe zum Problem.
Denn im Mai und Juni seien die Umsätze aufgrund der Öffnung wieder gestiegen, was sich wiederum negativ auf die Berechnung der Rückzahlung auswirke. „Wir haben da teilweise durchgearbeitet, um der Nachfrage gerecht zu werden“, sagt Boris Aierstock. „Aber die Umsätze, die wir im März verloren haben, konnten dadurch nicht aufgeholt werden.“
Grundsätzlich sei laut den beiden Friseuren nichts gegen das Rückmeldeverfahren einzuwenden, um eventuell unberechtigte Hilfen wieder zurückzufordern. Die Politik müsse allerdings eine Lösung finden und die Zeiten der behördlichen Schließungen mit einrechnen. „Es kann nicht sein, dass jemand, der den Antrag am 1. April gestellt hat, den März nicht anrechnen kann und der, der am 31. März dran war, so im Vorteil ist“, sagt Boris Aierstock. „Die Soforthilfe war wirklich schnell und unbürokratisch, aber die Rückabwicklung ist das ganz und gar nicht.“ Teilweise müsse ein Steuerberater hinzugezogen werden und der koste auch wieder einiges.
Thomas Dörflinger sieht die Problematik ebenfalls: „Der Rechnungshof ist dran, das alles zu prüfen und auch, ob die einzelnen Betriebe in einer Notlage waren oder nicht.“ Ganz so einfach sei das aber doch nicht: „Es muss alles rechtlich sauber sein.“ Dazu komme, dass die Soforthilfe erst ein Landesprogramm war und dann in ein Bundesprogramm überführt wurde. „Wir sind aber in einem guten Austausch mit den Friseuren, die sich immer vorbildlich verhalten haben und der Politik auch Wege aufzeigen“, so der Landtagsabgeordnete. „Die politische Botschaft ist eindeutig: Wir wollen das alles so umsetzen, dass den Betrieben geholfen werden kann.“ Hier gehe Gründlichkeit vor Schnelligkeit. „Ich kann Ihnen aber zusichern, dass wir einen starken politischen Willen haben, die Handlungsspielräume auszunutzen.“
Dirk Reisacher und Boris Aierstock werden weiter am Thema dranbleiben. „Denn viele unserer Betriebe leiden immer noch unter den Folgen der Corona-Pandemie und sind durch die Einhaltung unserer überzeugenden Hygiene- und Sicherheitsstandards immer noch nicht in der Lage ihre normalen Umsätze zu generieren“, sagt Reisacher.