Gehört, gesehen: Das "Auto von morgen" auf dem Plakat von gestern - 8.2.21
Ja, die Zeiten sind hart, und da ist man dankbar für jeden Lacher. In Biberach jedenfalls hat die CDU bis Samstag mit einem Wahlplakat und dem dafür ausgewählten Standort am Kreisel Waldseer Straße für reichlich Erheiterung in den sozialen Netzwerken gesorgt.
„Auto und Auto - das passt!“, haben sich die fleißigen Plakatierer von der Union vermutlich gedacht, als sie die nach dem „Auto von morgen“ fragende Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann vor dem Firmengelände eines bekannten Biberacher Autoverwerters platzierten. Und farblich fügte sich das Plakat auch noch wunderbar in die winterlich-verdorrte Ödnis ein. In den sozialen Netzwerken gab es dafür Häme. „Auf so was wäre nicht mal die Heute-Show gekommen“, schrieb ein Nutzer. „Knapp vorbei ist auch daneben“, kommentierte ein anderer.
Nun kann man natürlich herzlich darüber lachen und sich fragen, welche Botschaft die CDU denn senden will, indem sie dieses Plakat genau an dieser Stelle platzierte: Dass auch das Auto von morgen möglicherweise mal mit gebrauchten Autoteilen repariert werden muss? Dass man das Auto von morgen auch problemlos aus den Teilen der Autos von gestern zusammenschrauben kann?
Möglicherweise ist das aber alles viel zu billig. Denn vielleicht verfügt die CDU über Geheimwissen in Sachen Zukunftstechnologien. So ist das im Hintergrund zu sehende Unternehmen nur vordergründig ein Verwerter schrottreifer Autos. Während im Gewerbegebiet Aspach vor aller Augen gerade das Innovations- und Technololgiezentrum (ITZ) Plus gebaut wird, entsteht hier das von der CDU initiierte ITZ Doppelplus. Bestimmt gibt es unter dem Gelände ein mehrstöckiges Labor, in dem Heerscharen an Wissenschaftlern schon lange am Auto von morgen tüfteln und das Plakat ist eine erste subtile Andeutung, was uns demnächst erwartet. Nach dem Motto: Wer braucht Elon Musk, Tesla und das Silicon Valley, wenn er die CDU und den Auto-Peter im Biberacher Rißtal hat? Wir sind gespannt, was dahintersteckt. Und ganz ehrlich, liebe CDU, wir wären etwas enttäuscht, wenn eure Plakatierer einfach nur 'nen schlechten Tag gehabt hätten.
Nachtrag: Nun ging es doch ganz schnell. Quasi über Nacht hat die CDU-Kandidatin ihr Outfit gewechselt, den Kopf zur Seite geneigt und spricht am Sonntag an besagter Stelle nicht mehr über Autos, sondern fragt sich: „Was macht der Mittelstand von morgen ohne Azubis von heute?“ Auch wichtig zu wissen, absolut. Aber das mit den Autos war doch irgendwie amüsanter. Und für alle, die meinen, dass das hier etwas zu flapsig ist: Diese Woche ist Fasnet - auch wenn das wegen Corona möglicherweise etwas vergessen wird. Gerd Mägerle