Mehr Geschosswohnungen, neuer Spielplatz, sanierte Plätze - 25.2.21

Schemmerhofen will sich in den kommenden Jahren weiter verändern - So erhalten Privatpersonen Fördergelder für Sanierungen

Bürgermeister Mario Glaser (rechts) zeigt dem CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Dörflinger (Mitte) die geplanten Sanierungen an der Mühlbachhalle. Verändern soll sich auch der Vorplatz. Stefan Behmüller (links) ist bei der Gemeinde für das Landessanierungsprogramm zuständig. (Fotos: Andreas Spengler)

Von Andreas Spengler
Schemmerhofen


Mit Geld aus dem Landessanierungsprogramm plant die Gemeinde Schemmerhofen zahlreiche Baumaßnahmen. Aber auch Privatpersonen können Fördergelder für Sanierungen beantragen. Das könnte das Ortsbild über die kommenden zehn Jahre entscheidend verändern.


Ungenutzte Flächen, alte Hofstellen, fehlende Gehwege: Wenn Schemmerhofens Bürgermeister zu einem Ortsrundgang einlädt, benutzt er häufig das Wort „Potenziale“. Manche Flächen tragen noch „den Charme der 1960er-Jahre“. An vielen Stellen, so sagt er, würde die Gemeinde gerne etwas entwickeln: Häuser sanieren, Grundstücke aufkaufen, die Innenverdichtung vorantrieben. Doch nicht überall trifft sie auf verkaufswillige Bürger. Und nicht überall lohnte sich in der Vergangenheit eine Sanierung. Mit dem Geld aus dem Landessanierungsprogramm soll sich das ändern.


Zwei Millionen Euro umfasst der Fördertopf, davon fließen 1,2 Millionen Euro an Finanzhilfen vom Land Baden-Württemberg und dem Bund nach Schemmerhofen. 0,8 Millionen Euro steuert die Gemeinde selbst bei. Auch eine nachträgliche Aufstockung ist möglich, das Programm ist schließlich auf neun Jahre angelegt. Dementsprechend lang ist auch die Liste möglicher Maßnahmen, die die Gemeindeverwaltung nun vorgelegt hat. Dafür wurde ein Areal festgelegt, das im Wesentlichen die Gebäude und Straßen südlich und östlich des Rathauses betrifft. Ausgenommen davon sind die Neubaugebiete.


Eine zentrale Maßnahme des Programms soll die energetische Sanierung der Mühlbachhalle werden. Vor etwa zehn Jahren wurde das Dach der Halle zum letzten Mal saniert. Nun sollen unter anderem Heizung, Lüftung und Automatisierung auf den neusten Stand gebracht werden. Folgen könnten dann auch der vorgelagerte Dorfplatz, sowie der benachbarte Spielplatz auf der anderen Seite des Mühlbachs und der angrenzende Parkplatz. Im weiteren Verlauf des Flusses könnte das Ufer umgestaltet werden. „Wir wollen hier die Aufenthaltsqualität verbessern und die Nähe zum Wasser nutzen“, erläutert Bürgermeister Glaser.


Zwischen dem Kirchweg und der Pflugstraße und zwischen der Hauptstraße und der Pflugstraße will die Gemeinde zudem auch Fußwege verbessern und barrierearm gestalten.


Ein Teil des Sanierungsprogramms betrifft aber auch private Maßnahmen. Zusätzlicher Wohnraum soll vor allem dadurch entstehen, dass bestehende Gebäude umgenutzt, saniert oder auch Neubauten weichen sollen. Glaser gesteht, dass das Thema „heikel“ sei. „Die Angst vor Veränderungen ist oft groß.“ Das Programm sei aber nur „unterstützend, nicht enteignend“, betont er. Niemand könne zum Verkauf oder zur Sanierung gezwungen werden. Dennoch sei es wichtig, den benötigten Wohnraum nicht nur außerorts auf der grünen Wiese, sondern vor allem auch durch Nachverdichtung in zentraler Lage zu schaffen. Klar sei, dass sich das Ortsbild von Schemmerhofen wandeln müsse. „Wo wenn nicht in der Ortsmitte können wir verdichtet bauen“, sagt Glaser. Der Geschosswohnungsbau in der Gemeinde werde auf jeden Fall zunehmen.


Wie sehr sich das Ortsbild in den kommenden Jahren verändert, hänge auch von der Bereitschaft der Bürger ab, sich zu beteiligen. „Man wird am Ende schon eine deutliche Handschrift sehen“, ist der Bürgermeister sicher. Wichtig sei aber auch, dass die betroffenen Bürger in der Ortsmitte von Beginn an eingebunden werden.


Bereits in den vergangenen Wochen waren Bürger mit einer Umfrage im Rahmen der Aktion „Aktive und sorgende Gemeinschaft“ aufgerufen, ihre Vorstellungen von der zukünftigen Ortsentwicklung mitzuteilen (SZ berichtete). Zusätzlich dazu sollen nun alle Hauseigentümer und Grundstücksbesitzer in dem Sanierungsgebiet einen Fragebogen erhalten. Möglich sei, dass das Gebiet auch nachträglich noch angepasst werde.


Die Umfrage solle aber nicht anonym ablaufen, schließlich plant die Gemeinde danach mit verhandlungsbereiten Eigentümern das Gespräch zu suchen. Falls dieser zu einer Veränderung bereit sei, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder kauft die Gemeinde das Grundstück ab und entwickelt darauf eine neue Bebauung. Oder aber der Eigentümer kann selbst sanieren lassen und erhält dafür eine Förderung aus dem Topf des Sanierungsprogramm. In diesem Fall bietet die Gemeinde eine Beratung an.


Noch ist unklar, in welcher Reihenfolge die einzelnen Projekte angegangen werden, erklärt Glaser. Ohnehin entscheidet der Gemeinderat schrittweise über die Maßnahmen. Glaser aber rechnet damit, dass die Sanierungsarbeiten an der Mühlbachhalle bereits 2022 beginnen könnten. Diese können aber bei laufendem Betrieb umgesetzt werden, die Halle muss also nicht geschlossen werden.


Schritt für Schritt könnten dann weitere Projekte folgen. Der Nutzen dieser Maßnahmen zahle sich am Ende aus, davon ist auch der CDU-Lantagsabgeordnete Thomas Dörflinger überzeugt. Nachgewiesen sei, dass ein Euro Investitionen im Landessanierungsprogramm auf lange Sicht gesehen oft mehr als das Sechsfache an Steuereinnahmen wieder in die öffentlichen Kassen spiele.

Copyright Schwäbische Zeitung - Ausgabe Biberach vom 25.2.2021

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