Den Anschluss nicht verpassen - 22.6.21

Eine moderne Bahninfrastruktur auf der Strecke der Donautalbahn lässt auf sich warten. (Foto: B. Jungwirth)

Ausbau der Donautalbahn lahmt: Ertingen wartet weiterhin auf eigenen Halt - Gesamtkonzept hat für Verkehrsminister Hermann Priorität

Von Kai Schlichtermann
Riedlingen

Eingleisig, häufig verspätet und mitunter ausgemergelt: Die Infrastruktur der Donautalbahn ist im Vergleich zu anderen Bahnstrecken massiv modernisierungbedürftig. Trotzdem gilt sie als Lebensader der Region. Denn die Orte, die einen Bahnhalt besitzen, profitieren davon, sobald die Strecke eines Tages komplett erneuert werden sollte. Das hat sich auch Ertingens Bürgermeister Jürgen Köhler (CDU) erhofft. Deshalb kämpft er seit Jahren um einen Bahnhalt für seine Gemeinde. „Wir waren schon sehr weit mit den Zusagen und im Begriff, in die Planung einzusteigen“, sagt Jürgen Köhler. Doch dann kam der Dämpfer: Die Bahn verkündete den Betriebstopp für Züge mit Neigetechnik vor rund zwei Jahren, die auch auf der Strecke zwischen Ulm und Sigmaringen verkehren. Kommt eine zusätzliche Haltestelle hinzu, wie in Ertingen, kann die Bahn ihre übliche Taktung nicht erzielen. Folglich verkündeten Bahn und Ministerium, dass kein neuer Bahnhof in Ertingen entstehen könne, an dem die Donautalbahn hält. ,„Das war eine bittere Aussage für die Gemeinde Ertingen“, sagt Köhler.


Nun wird die Geduld der Donautalbahn-Anrainer, und speziell der Ertinger, auf die Probe gestellt: In einem Schreiben an Landrat Heiko Schmid (CDU), Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft Donautalbahn, hat Winfried Hermann (Die Grünen), Landesminister für Verkehr, betont, „ein Haltepunkt in Ertingen aufgrund der Einwohnerzahl und der von Ihnen aufgezeigten wirtschaftlichen Entwicklung ein hohes Nachfragepotential aufweist. Gleichzeitig müssen wir aber das Gesamtkonzept auf der Donautalbahn im Blick behalten“. Ziel sei es, attraktive Fahrzeit und Betriebsqualität auch ohne Neigetechnik zu bieten. „In dieser Hinsicht wirkt sich der Haltepunkt in Ertingen mit seiner Lage in einem Streckenabschnitt mit 160 Stundenkilometern leider sehr problematisch aus.“


Seit Jahren versucht die Bahn und das Verkehrsministerium zu beschwichtigen und weist auf einzelne Investitionsmaßnahmen hin, die den Betrieb der Donautalbahn sichern sollen. Aber ein Gesamtkonzept mit einer klaren Finanzierung steht aus. Auf eine Anfrage der SZ beim Verkehrsministerium in Stuttgart, heißt es wachsweich, „weitere Verbesserungen erfordern - in Abhängigkeit des unterlegten Betriebsprogramms - verschiedene Ausbauten der Infrastruktur. Diese werden aufgrund der langwierigen Prozesse bei der Planung und dem Bau neuer Infrastrukturen erst ab dem Jahr 2025, Schritt für Schritt, ihre Wirkung zeigen“. Konkret wird der zweigleisige Ausbau der Donautalbahn zwischen Mengen und Herbertingen mit moderner Leit- und Sicherungstechnik in Aussicht gestellt.


Ungeduldiger zeigt sich der Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger, der auch verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag ist. Er beteuert dieser Zeitung, er habe zahlreiche Gespräche geführt, damit ein Bahnhalt in Ertingen realisiert werden könne. Das Verkehrsministerium wolle weitere Lösungen für das Vorhaben prüfen. „Ich werde einen scharfen Blick darauf haben, dass hierzu zeitnah auch konkrete Aussagen vorliegen werden. „Einen Ansatzpunkt sehe ich darin, dass das Land die ganze Strecke in den Blick nimmt und Lösungen prüft - sei es eine Elektrifizierung mittels Oberleitung oder fahrzeugseitig Lösungen durch Akkuhybridfahrzeuge“, sagt er weiter.

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Jürgen Köhler ist dankbar für die Unterstützung von Heiko Schmid und Thomas Dörflinger und meint: „Wir geben nicht auf und sind als Gemeinde bereit, für den Bau eines Halts Geld zu investieren.“ Er erwartet, dass jetzt handfeste technische Lösungen vorgeschlagen werden, damit Ertingen bald eine Haltestelle bekommt. Schließlich hatte Ertingen einst einen Bahnhof, bevor ein Tunnel in Ertingen für die Bundesstraße 311 gebaut wurde. „Ich weiß, dass die Bahn viele andere Projekte mit höherer Priorität einstuft. Aber mit einem zweiten Gleis oder einem Pilotprojekt, in dem eine neue Zug-Antriebstechnik zur Anwendung kommt, könnten wir den Anschluss verwirklichen.“

Copyright Schwäbische Zeitung - Ausgabe Riedlingen vom 22.06.2021

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