Das sagen Abgeordnete zur Laschet-Wahl - 19.01.21
Zwei CDU-Abgeordnete hatten im Vorfeld Friedrich Merz favorisiert
Von Sybille Glatz
Biberach
Bei ihrem ersten digitalen Bundesparteitag hat am Wochenende die CDU auf Bundesebene einen neuen Parteivorsitzenden gewählt. Im zweiten Wahlgang setzte sich mit knapper Mehrheit Armin Laschet gegen Friedrich Merz durch. Damit verlor derjenige Kandidat, der im Vorfeld von einer Mehrheit der Parteimitglieder in der Südwest-CDU, auch im Kreisverband Biberach, favorisiert worden war.
Zu denjenigen, die gern Friedrich Merz als neuen Vorsitzenden gesehen hätten, gehört auch der Bundestagsabgeordnete Josef Rief. „Ich sage ganz offen, dass ich für Friedrich Merz war“, sagt Rief, der Vorsitzender des Biberacher CDU-Kreisverbandes ist. Als einer der rund 1000 Bundesdelegierten war er direkt an der Wahl am Samstag beteiligt. Rief hofft, dass der neugewählte Vorsitzende es schafft, „den Laden zusammenzuhalten“. Über Laschet äußert sich Rief positiv. „Armin Laschet wird bei uns unterschätzt. Er macht als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen eine gute Arbeit.“ Wer Kanzlerkandidat wird, ist in den Augen Riefs noch nicht entschieden. „Die CDU ist die größere Partei, aber die CSU hat ein hohes Mitspracherecht“, sagt er. Über die Stimmung unter den Parteimitgliedern, die wie er selbst gern Merz als neuen Vorsitzenden gehabt hätten, sagt Rief: „Ich habe am Wochenende einige Telefonate geführt. Einige sind enttäuscht, dass Friedrich Merz nicht gewählt wurde. Aber man muss immer damit rechnen, dass der eigene Favorit nicht gewinnt.“
Auch der Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger favorisierte Friedrich Merz. Doch er meint: „Mit der Wahl von Armin Laschet habe ich keine großen Bedenken.“ Dörflinger zeigt sich überzeugt, dass es dem neugewählten Bundesvorsitzenden gelingen wird, die Anhänger von Friedrich Merz innerhalb der Partei einzubinden. „Armin Laschet ist ein Vollprofi. Er weiß, dass nur eine geschlossene CDU Erfolg haben kann.“ Im Hinblick auf den Landtagswahlkampf äußert sich Dörflinger optimistisch. „Alle drei Kandidaten haben im Vorfeld zugesagt, dass sie uns im Landtagswahlkampf unterstützen werden. Ich gehe davon aus, dass Armin Laschet sein Wort halten wird.“ Den Einfluss der Vorsitzenden-Wahl auf die Landtagswahl hält Dörflinger für überschaubar. „Viele Wähler interessiert nicht, wer Vorsitzender ist. Es wird bei der Wahl um die Frage gehen, wem die Wähler zutrauen, die Corona-Krise am besten zu meistern.“ Dörflinger glaubt auch nicht, dass Frustration über den Wahlausgang auf die Motivation der Parteibasis im Wahlkampf abfärben wird. „Ich habe mit einigen gesprochen, die über den Wahlausgang sehr enttäuscht sind. Auch diese haben mir ihre volle Unterstützung im Wahlkampf zugesichert.“
Der Landtagsabgeordnete Raimund Haser betont die positiven Seiten der Wahl von Laschet. Haser teilte am Sonntag mit: „Seit gestern ist klar, dass der nächste Kanzlerkandidat der Union in jedem Fall ein amtierender, gestandener Ministerpräsident sein wird. Für einen sachorientierten Landtagsabgeordneten wie mich ist das ein beruhigender Gedanke.“