"Krähengipfel" fordert Politik zum Handeln auf - 19.7.21
Riedlingen/Laupheim (sz) - Laupheim ist nicht allein: Unter anderem auch in Riedlingen und Bad Waldsee bereiten Saatkrähen Probleme. Auf Einladung der Stadt Riedlingen gab es jetzt ein „Abstimmungsgespräch“ zum weiteren Vorgehen.
Laupheim hat 30 Jahre Erfahrung im Umgang mit Saatkrähenkolonien - bis zu 900 Brutnester wurden schon gezählt. Auch in Bad Waldsee (120 Nester) und Riedlingen (90 Nester) gibt es Klagen über die Vögel. Ein vollständiges Vergrämen sei fast unmöglich, sagte die Erste Bürgermeisterin Eva-Britta Wind. „Es ist schon verwunderlich, dass es im Gegensatz zu einigen anderen Bundesländern in Baden-Württemberg keine Bestandserfassung von Saatkrähen-Populationen gibt. Es fehlt als Grundlage ein einheitliches Monitoring, um daraus weitere Handlungsanweisungen abzuleiten“, wird sie in einem Pressetext zitiert. Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft und sein Waldseer Amtskollege Matthias Henne meinten, auch wenn es kurzfristig keine schnelle Lösung gebe, sei es wichtig, im offenen Dialog zu bleiben und weiter nach Möglichkeiten zu suchen.
Wegen des absoluten Schutzes der Saatkrähen gemäß Bundesnaturschutzgesetz sei bei Eingriffen in den Lebensraum der Tiere eine besondere Verhältnismäßigkeitsprüfung notwendig, sagte Walter Holderried, Leiter des Dezernats Bauen, Umwelt und Ländlicher Raum im Landratsamt Biberach. Das weitere Vorgehen und etwaige Handlungsoptionen müssten auf einer landesweiten Populationserhebung basieren.
Marcus Schafft verwies auf das „Konzept zum Umgang mit Saatkrähenkolonien in Bayern“ des Bayerischen Landesamts für Umwelt und regte an, analog eine Handreichung bei den Fachministerien in Baden-Württemberg anzuregen. Schnell einigte sich die Runde, dass zuerst die Gesamtpopulation der Saatkrähen in Baden-Württemberg ermittelt werden müsse, um den Schutzbedarf zu kennen. Zudem bedürfe es einer Handreichung an die Kommunen zu wirksamen Maßnahmen. Hier seien das Land und der Bund gefordert.
Der Sigmaringer Landtagsabgeordnete Klaus Burger (CDU) hat aktuell einen Antrag im Landesparlament eingebracht, sich mit der Problematik zu beschäftigen. Sein Biberacher Kollege Thomas Dörflinger unterstützt das Vorgehen: „Das Umweltministerium soll uns Wege aufzeigen, wie sich die Konflikte mit der Saatkrähe lösen oder zumindest begrenzen lassen“, fordert er. „Die Saatkrähe ist streng geschützt. Dennoch brauchen wir praktikable Ansätze für Konfliktsituationen vor Ort, auch wenn kurzfristige Lösungen nicht in Sicht sind.“ Die Teilnehmer des „Krähengipfels“ stellten fest, die Lebensqualität sei für unmittelbar in der Nähe von Saatkrähen lebende Menschen stark beeinträchtigt. Am Ende sei vor allem die europäische Ebene gefragt.
Zitat des Tages
"Das Umweltministerium soll uns Wege aufzeigen, wie sich die Konflikte mit der Saatkrähe lösen oder zumindest begrenzen lassen"
Der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger