Prädikat "Hochschulstadt" ist greifbar nah - 21.11.20
Warum die Zusatzbezeichnung schon 2021 auf den Biberacher Ortstafeln prangen könnte
Von Gerd Mägerle
Biberach - „Hochschulstadt Biberach“ - dass diese Bezeichnung auf den Ortsschildern der Kreisstadt steht, ist ein Wunsch, der im Rektorat der Hochschule Biberach (HBC), aber auch im Rathaus schon lange auf der Liste steht. Eine demnächst anstehende Änderung der Gemeindeordnung durch den Landtag könnte diesen Wunsch Realität werden lassen, sofern die Stadt Biberach eine entscheidende Weiche stellt.
Es war eine Art vorweihnachtliches Geschenk, das der CDU-Landtagsabgeordnete bei seinem Besuch im Biberacher Rathaus im Gepäck hatte. Er kündigte an, dass der Landtag demnächst eine Änderung der Gemeindeordnung beraten werde, die dann auch das Anbringen von Zusatzbezeichnungen auf Ortsschildern erleichtere. „Bislang erfolgte das als besondere Auszeichnung durch das Innenministerium und dort war man mit dem Verleihen solcher Prädikate in der Vergangenheit äußerst zurückhaltend“, sagt Dörflinger im Gespräch mit der SZ. So ist es bislang lediglich Universitätsstädten vorbehalten, sich auch auf dem Ortsschild als eine solche zu bezeichnen, zum Beispiel Ulm.
Die neue Gemeindeordnung soll den Spieß nun quasi umdrehen. So können Städte künftig solche Zusatzbezeichnungen, die sich auf höhere Bildungseinrichtungen oder geschichtliche Besonderheiten beziehen, beim Innenministerium beantragen. Einzige Bedingung: Der Gemeinderat muss sich mit einer Mehrheit von 75 Prozent für eine Zusatzbezeichnung aussprechen. „Damit soll sichergestellt werden, dass die gewählte Bezeichnung eine hohe Legitimation hat“, sagt Dörflinger. Er gehe davon aus, dass die neue Gemeindeordnung 2021 zur Umsetzung komme und Biberach - sofern der Gemeinderat dies wolle - die Bezeichnung „Hochschulstadt“ beantragen könne. Er habe, so Dörflinger, in dieser Sache bereits mehrfach bei Innenminister Thomas Strobl (CDU) vorgesprochen, der ihm seine Unterstützung zuletzt schriftlich am 17. November, also am vergangenen Dienstag zusagte. Er könne den Wunsch aus Biberacher Sicht gut nachvollziehen. „Gerne stelle ich Ihnen hiermit nochmals meine wohlwollende Begleitung für den Fall in Aussicht, dass die Stadt Biberach nach Verabschiedung und Inkrafttreten der Neuregelung die Zusatzbezeichnung „Hochschulstadt“ beantragt“, so Strobl in seinem Schreiben, das der SZ vorliegt.
Der Landtagsabgeordnete Dörflinger wiederum hofft, dass sich die Stadt zu diesem Schritt entschließt. „Für unseren ländlichen Raum fände ich es gut, wenn Biberach gegenüber den Unistädten ebenfalls mit ihren Besonderheiten wirbt“, sagt er. Dörflinger rechnet allerdings auch damit, dass noch weitere Städte in der Region die Möglichkeit solcher Zusatzbezeichnungen nutzen wollen, zumal sich diese nicht auf das Vorhandensein einer Hochschule beschränken müssen. Theoretisch könnte Biberach also auch die Zusatzbezeichnung „Wielandstadt“, „Schützenfeststadt“ oder „Turmdrehkranstadt“ beantragen. „Das Innenministerium prüft allerdings jeden Antrag auf seine Plausibilität und würde sich unter Umständen als Korrektiv einschalten“, ist Dörflinger sicher. Ganz abgesehen davon, dass ein Vorschlag ja zunächst 75 Prozent des Gemeinderats überzeugen müsste.
Im Biberach Rathaus sieht man das Ganze als „erfreuliche Entwicklung“, so Oberbürgermeister Norbert Zeidler. Man werde nun zunächst abwarten, bis die Neuregelung der Gemeindeordnung in Kraft trete, bevor die Stadtverwaltung mit einem Antrag an den Gemeinderat herantrete. „Aus Sicht der Verwaltung möchten wir für Biberach aber die Bezeichnung ,Hochschulstadt' und ich könnte mir vorstellen, dass das im Gemeinderat die notwendige Mehrheit findet“, so Zeidler. Er sehe dies übrigens nicht allein mit Blick auf die Hochschule Biberach, sondern auch als schönes Signal in Richtung Hochschule für Polizei, die in Biberach ebenfalls einen Standort hat. „Insofern passt die Bezeichnung bei uns gleich doppelt“, sagt Zeidler. Kostenmäßig könnte das Ganze übrigens eine günstige Form des Stadtmarketings sein: „Außer dem Austausch der Ortstafeln ist weiter eigentlich nichts erforderlich“, so Zeidler.
Freude herrscht über Dörflingers Nachricht auch bei Hochschulrektor André Bleicher. Schon dessen Vorgänger Thomas Vogel hatte sich bereits vor Jahren gewünscht, dass die Bezeichnung „Hochschulstadt“ endlich aufs Biberacher Ortsschild komme. Auch Bleicher hatte Dörflinger diesen Wunsch bei dessen erstem Besuch an der Hochschule ins Stammbuch geschrieben.
Er freue sich, dass Dörflinger sich für die Realisierung dieses Wunsches eingesetzt habe, so Bleicher. Die Bezeichnung „Hochschulstadt“ bringe einerseits die Verbundenheit der Stadt mit ihrer Hochschule zum Ausdruck „und ist andererseits für uns Verpflichtung, den Transfercharakter der HBC in der Region noch stärker herauszustellen“. Er bedanke sich bei OB Zeidler für die Bereitschaft, das Vorhaben in den legislativen Gremien der Stadt zu vertreten, so Bleicher. „Für die HBC stellt ein Ja zur Bezeichnung ,Hochschulstadt' einen Baustein in der Absicherung des Hochschulstandorts Biberach dar.“ Weitere Bausteine seien die Ausbaustudiengänge, die man im vergangenen Jahr aus dem Versuchsstadium in ein reguläres Studienprogramm heben konnte, sowie der geplante Forschungsneubau „Zentrum für bioökonomische Hybridbauweisen“, mit dem die HBC den Campus Stadt weiter baulich verankern wolle.