"Riedlingen kann Gartenschau" - 24.7.20
Eindrücke vor Ort und Werbefilm sollten Jury am Dienstag für die Stadt als Ausrichterin einnehmen
Waltraud Wolf
Riedlingen – „Es war ein rundum sehr gelungener Termin“, zeigt sich Riedlingens Stadtbaumeister Wolfgang Weiß begeistert von der Begehung der Stadt, die zwischen 2031 und 2035 eine Gartenschau ausrichten will. Am Dienstag war eine siebenköpfige Kommission unter Marc Calmbach vom Landesministerium für Ländlichen Raum in Riedlingen unterwegs. Vertreten war neben Städte- und Gemeindetag die Fördergesellschaft für die baden-württembergischen Landesgartenschauen mbH.
Gestartet wurde in der Gartenanlage beim Zellemes-Turm. Schon hier wurde das Anliegen Riedlingens deutlich: eine Gartenschau mit Maßnahmen, die die attraktive Altstadt als zentrales Element umspielen und nachhaltig überdauern.
Beim Einstieg wurde auf die Stadtsanierung hingewiesen, auch auf die Idee von Sitzstufen an der Richtlinde am Mühlbach und der Verknüpfung eines Stufengartens an der Stadtmauer hinauf zum Rathaus.
An der Grabenkapelle informierte Stadtbaumeister Wolfgang Weiß über die Gestaltung der Grünanlagen in der Nähe und unter Einbezug der Schulen zum Freizeitbereich. Dort soll dann auch eine Quelle entspringen, die den Wasserlauf im Stadtgraben speist.
Heimatforscher Professor Winfried Aßfalg ging auf das Kulturdenkmal Mohrenscheuer und die Stadtgeschichte ein. Als einstiger Storchenbeauftragter machte er zudem auf die wachsende Population und gleich drei Nester aufmerksam.
Den ersten Regenschauer konnte die Delegation im Lichtspielhaus überbrücken, wo ihr ein vorbereiteter Film über Riedlingen und all das gezeigt wurde, was die Stadt an Besonderem zu bieten hat: die Fasnet – natürlich mit Aufnahmen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann – Flohmarkt mit Flohmarkttheater, Fohlen- und Gallusmarkt, Sommertheater, Schlossfest in Grüningen und Open-Air-Veranstaltungen in Neufra.
Bürgermeister Schafft wusste all das ins rechte Licht zu rücken und sprach sogar von einem „Schwätzle“, das man halten könne. Landtagsabgeordneter Thomas Dörflinger wurde in seiner Werbung für Riedlingen als Gartenstadt in spe sehr deutlich, sprach von „neuer Lebensqualität“, von wirtschaftlichen Impulsen, erinnerte, dass es noch nie eine Gartenschau im Landkreis Biberach gegeben habe und ließ verlauten: „Riedlingen will nicht nur die Gartenschau, Riedlingen kann auch die Gartenschau“. Dazu passte die Sequenz der Kita-Kinder aus der Eichenau, die am Donauwehr in die Kamera riefen: „Riedlingen ist spitze“.
Wirtschaft und Ehrenamt vertrat der Chef des größten Riedlinger Arbeitgebers, Hubert Deutsch von Feinguss Blank, der auch dem Hochschulrat der SHR Fernhochschule und der Stiftung Pro Keeper Akademie Oberschwaben angehört. Deutsch wies auf sechs Start-up-Unternehmen in der Weilerstraße 12 hin – in dem Gebäude also, in dem der Bierbrauer Friedrich Johann Miller geboren wurde, der in Amerika einen der größten Brauereikonzerne der Welt begründete.
Wie ein Stadtgraben mit Wasserlauf aussehen könnte, durfte die Delegation auf einer Visualisierung des Entwurf-Gedankens am Spitalbrückle entdecken und aus dem Mund von Landschaftsarchitekt Johann Sennererfahren. Hier versäumte es Stadtbaumeister Weiß nicht, auf den Lichtdesign-Award hinzuweisen, der Riedlingen für Brückenbeleuchtungen zuerkannt wurde.
Der Weg an der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert entlang führte die Jury mit Begleitpersonen zur Donau. Hier stieß Andreas Stegmaier vom Landesbetrieb Gewässer hinzu, um über die Hochwasserschutzmaßnahmen des Landes zu referieren. Unter der letzten, der neu zu bauenden Holzbrücke, wurde in Booten durchgepaddelt, begleitet nicht nur vom Rauschen der Donau, sondern auch von filigranen Tönen einer Wasserharfe, gespielt von Gisela O’Grady-Pfeiffer. Sie machte damit – auch per Zeichnung – auf die Wasserorgel aufmerksam als einer besonderen Attraktion der Gartenschau.
Davor wurde auf der Donaubrücke noch ein bald zu verwirklichendes Projekt vorgestellt: die Wiederbelebung des einstigen Cafés am Ufer mit Terrassenplätzen.
Dann kam der Regen und zwang die Gruppe unter Dach. Geboten wurde es von der Volksbank-Raiffeisenbank, Gelegenheit für Johann Senner, auf all die Dinge aufmerksam zu machen, die sich rund um das Stadthallen-Areal mit Freilichtbühne und Outdoor-Freizeit-Aktivitäten tun sollen, Hindenburgstraße und Mißmahlsche Anlage inklusive. Für sie ist eine naturnahe Gartengestaltung angedacht, sollte man den Zuschlag bekommen.
Auf dem Weg zur Stadthalle durften sie noch den Zillenfahrern Annette Ertinger und Dr. Hans-Peter Schreijäg zuwinken und sich auf dem Fußgängersteg an einem Paar in der Riedlinger Stadttracht freuen.
Bernadette Jochum informierte nicht nur als Försterin über den Wald in der Stadt und die hochwertige Naturlandschaft, zu der auch das Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Gebiet gehört, sondern vertrat als Ortschaftsrätin von Pflummern zudem die Teilorte. Sie miteinzubeziehen, das war und ist Stadtbaumeister Weiß wichtig. Die Anbindung von Zwiefaltendorf auf dem Wasser und den Gleisen kam zur Sprache, das Naturschutzgebiet Ofenwisch als sensibler Bereich. Ein Aussichtsturm soll den Blick darauf erschließen.
Dass sich Negatives positiv auswirken kann, erwies sich zum Schluss: Das Gewitter verhinderte die vom Dach des Hochhauses geplante Live-Übertragung eines Rundblicks. Deshalb stieg die Delegation kurzerhand selber hinauf und zeigte sich beeindruckt von dem Ausblick und auch davon, welche versiegelten Flächen sich dank einer Gartenschau künftig in Grünflächen verwandeln sollen.
Bürgermeister Schafft war sich am Mittwoch denn auch sicher: Die Stadt machte glaubhaft, dass es in Riedlingen um weit mehr ginge als um eine „Blümlesschau“.
Für Herbst wird mit der Entscheidung gerechnet, wer die Gartenschau in den Jahren 2031, 2032, 2033, 2034 und 2035 ausrichten darf. Insgesamt gab es 17 Bewerbungen, darunter drei interkommunale.