Kritik an Hermanns Klima-Plänen - 12.6.19

Südwest-Verkehrsminister will Autoverkehr drastisch reduzieren - Fehlende Alternative

Von Kara Ballarin

Stuttgart - Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann will den Verkehr im Land revolutionieren. Der Grünen-Politiker hat ein Konzept erarbeitet, das drastische Veränderungen bis 2030 vorsieht: Im Vergleich zu heute sollen die Bürger den öffentlichen Nahverkehr doppelt so häufig nutzen. Ein Drittel aller Autos soll keine klimaschädlichen Gase mehr ausstoßen - sondern etwa elektrisch fahren. Die Menschen sollen jeden zweiten Weg zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen. Die Zahl der Autos in den Städten muss, so die Forderung Hermanns, um ein Drittel abnehmen. Ein Drittel aller Güter wird laut Konzeption klimaneutral transportiert - entweder mit der Bahn, oder mit Lastwagen, die keine Treibhausgase verursachen. Das Auto müsse als Fortbewegungsmittel unattraktiver werden, sagte Hermann der Agentur dpa. „Solange du noch mit dem Auto überall hinkommst, fährst du auch mit dem Auto überall hin.“

Mit diesen Schritten will Hermann die Klimaschutzziele für den Verkehrssektor erreichen. Die Bundesregierung hat für jeden Bereich definiert, wie viele Treibhausgase reduziert werden sollen - unter anderem, um das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten. Für den Verkehrsbereich heißt das: Reduktion um 40 bis 42 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 1990. Bislang nehmen die Emissionen jedoch zu statt ab.

Der Verkehrsexperte der CDU-Fraktion im baden-württembergischen Landtag, Thomas Dörflinger, wehrt sich gegen solche pauschale Kritik am Autofahren. „Da steckt dahinter, dass Autofahren Spaß macht, aber auf dem Land hat man oft keine andere Möglichkeit“, sagt der Abgeordnete aus Biberach. „Für den ländlichen Raum fehlt ein Konzept.“

Skeptisch äußert sich auch der Verkehrswissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer. „Je weiter man aus der Stadt geht, desto unschlagbarer wird das Auto“, sagt der Professor der Universität Duisburg-Essen der „Schwäbischen Zeitung“. Als „unrealistisch“ bezeichnet er zudem Hermanns Ziel, deutlich mehr Güter klimaneutral zu transportieren. „Unternehmer brauchen Zuverlässigkeit“, erläutert Dudenhöffer. Auf absehbare Zeit gebe es die aber nur mit Diesellastern.

Copyright Schwäbische Zeitung - Gesamtausgabe vom 12.6.2019

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