Wolf diskutiert mit Progymnasiasten - 6.10.18
Minister Guido Wolf ist im Caspar-Mohr- Progymnasium zu Besuch gewesen
Von Laura Hummler
Bad Schussenried - Das Klavier abgedeckt, das Schlagzeug unbenutzt in der Ecke: Der Musikraum des Caspar-Mohr-Progymnasiums in Bad Schussenried wurde am Freitag gewissermaßen zweckentfremdet. Denn hier machte heute der baden-württembergische Minister für Justiz, Europaangelegenheiten und Tourismus Guido Wolf von der CDU die Musik. Neunt- und Zehntklässler hatten die Möglichkeit, Fragen zu aktuellen europäischen Themen zu stellen und mit dem Minister zu diskutieren.
Gut vorbereitet im Unterricht
Rund 30 Schüler erwarten gegen 11 Uhr gespannt den Minister, immer wieder huschen die Blicke zur Tür. Der Geräuschpegel ist hoch, überall wird getuschelt und gelacht. Aufregung? Fehlanzeige. "Wir haben zur Vorbereitung im Gemeinschaftskundeunterricht Plakate über Europa gestaltet und uns in Gruppen Fragen überlegt", erklärt Amina Rahic aus der neunten Klasse. Die Schussenriederin sah dem Treffen mit dem Minister im Vorfeld gelassen entgegen. So auch Gemeinschaftskundelehrerin und Schulleiterin Susanne Wehling. Zuletzt hatten die Schüler eine Podiumsdiskussion besucht, sie seien daher schon "alte Hasen" in Sachen Politik.
Als Guido Wolf den Raum dann betritt, ist trotzdem augenblicklich Ruhe. Schreibblöcke werden gezückt und die wichtigsten Fragen noch einmal durchgegangen. Der mit angereiste CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger rät den Schülern, die Möglichkeit zum Diskutieren zu nutzen. "Die bekommt man nicht oft mit einem Minister", sagt er.
Anschließend ergreift Wolf selbst das Wort und gibt Impulse zu "momentanen Turbulenzen in der EU". Solche hatten die Schüler bereits im Unterricht thematisiert, daher sind Vokabeln wie "Brexit" oder "Asylantrag" für sie keine Fremdworte. Die Frage, wie denn der Minister selbst die aktuelle Flüchtlingspolitik beschreiben würde, lässt nicht lange auf sich warten. Hierzu hat der Minister eine klare Meinung und beruft sich zunächst auf das Grundgesetz: "Da steht, dass jeder, der politisch verfolgt wird, bei uns ein Recht auf Asyl hat. Und das hat auch seine absolute Richtigkeit so." Andererseits seien die Gründe für eine Flucht ausschlaggebend. Jemand, der aufgrund von "wirtschaftlicher Bequemlichkeit" hier zu Gast sei, habe seiner Meinung nach nicht zwingend ein Bleiberecht. Dass das Thema die Politik jedoch umtreibt, lässt der Minister nicht unbestritten.
Daher herrscht auch keine Scheu, einen Schritt weiter zu gehen und nach der persönlichen Meinung zur Aufnahme der Türkei in die EU zu fragen. Auch hier bekommen die Schüler eine deutliche Antwort: "Solange sich dort diktatorische Züge in die Regierung fädeln, ein klares Nein von meiner Seite." Der Besuch Erdogans in Deutschland habe ebenfalls gezeigt, dass hierzulande nicht von türkischer Integration gesprochen werden könne. Eher von Rückzug und Abschottung. Die Eröffnung der Moschee in Köln habe einer geschlossenen Veranstaltung geglichen. Außerdem habe man in Deutschland ein anderes Werteverständnis, auf das Wolf nochmals genauer eingeht. "Das ist für uns Deutsche ein hohes Gut, auf das wir stolz sein können. Dabei dürfen wir aber nie überheblich werden."
Minister erläutert seine Arbeit
Ferner erläutert Wolf seine Tätigkeit in der Partei. Eine Schülerin interessiert sich dafür, welche Aufgaben unter den Bereich Tourismus fallen. Für 2019 werde zum Beispiel gerade an einer neuen Tourismuskonzeption gearbeitet, erklärt der Minister. "Durch die Digitalisierung verändert sich in diesem Bereich eine ganze Menge. Urlaubsziele werden über Instagram gefunden, das touristische Verhalten ändert sich grundlegend. Daher ist eine Anpassung nötig." Auch die demografische Entwicklung und der Klimawandel seien beeinflussende Faktoren. Am Ende ziehen die Schüler eine positive Bilanz über die Diskussionsrunde. Anna-Maria Swora aus der neunten Klasse denkt jetzt positiver über Europa: "Ich höre in den Medien immer so viel Negatives, jetzt im Gespräch sind eben auch viele positive Aspekte hervorgetreten. In Zukunft weiß ich, dass ich immer relativieren muss."
© Fotos von Daniel Jenewein