Ideen und Probleme der Handwerker - 8.9.18

Seltener Besuch bei der Firma BioZell - Handwerk möchte mehr Mitarbeiter halten

Selfmademann mit vielen Ideen: Mario D'Amico erklärt MdB Dörfer (richtig MdL Dörflinger), OB Rechle und Geschäftsführer Mehlich (v.l.) die Vorzüge eines Edelputzes. Im Hintergrund: Mitarbeiter Tobias Rabus. Foto: Axel Pries

Von Axel Pries

Untersulmetingen - Es sollte ein Besuch bei einem Handwerker sein, den Dr. Tobias Mehlich als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm in Untersulmetingen am Freitag unternahm. Doch es wurde im Grunde ein Besuch bei einem ganzen Strauß von Handwerken. Denn die Firma BioZell bietet mehr als ihr Kerngeschäft, den "ökologischen Edelputz". Mitinhaber Mario D'Amico nutzte die Gelegenheit, dem exklusiven Besuch auch sein Hauptproblem vorzutragen: Ihm fehlen die Mittel, die vielen Geschäftsfelder auszuweiten, auf denen BioZell aktiv ist. Auch Mehlich nannte das Hauptproblem der Branche: "Mein Problem sind mangelnde Fachkräfte."


Mit Blick auf den Tag des Handwerks am Samstag, 15. September, wolle er sich Anregung aus erster Hand bei einem innovativen Handwerker geben lassen, erklärte der Handwerkskammer-Geschäftsführer, der mit Laupheims Oberbürgermeister Gerold Rechle und dem CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Dörflinger im Gefolge angereist war - und zur Begrüßung seine Freude ausdrückte, dass die Stadt Laupheim mit dem Besuch des Oberbürgermeisters und die Politik mit dem Abgeordneten Dörfler Interesse an den Sorgen des Handwerks zeigten.


Er wolle erfahren, führte der Handwerksvertreter aus, wie Handwerksbetriebe ihre Mitarbeiter halten können. Denn das sei ein größeres Problem als die Nachwuchsgewinnung: "Zwei Drittel verlassen das Handwerk wieder." Was also mache einen Betrieb aus, der Mitarbeiter hält? Erfahren haben die Besucher bei den Brüdern Mario und Marco D'Amico sowie dem dritten Mitinhaber Tobias Rabus in jedem Fall, wie ein Mensch mit Begabungen und Ideen einen vielseitigen Handwerksbetrieb schaffen kann.


So wie Mario D'Amico, der als ehemaliger Soldat mit zwei Meisterbriefen und mehreren Ausbildungen in der Tasche wegen seiner Allergie-Anfälligkeit den "Edelputz" nach geheimer Rezeptur erfand. Damit gründete er einen Handwerksberieb als Stukkateur und erweiterte dann sein Portfolio an Tätigkeiten um eine Reihe weiterer Angebote: von der Folienbeschriftung bis zum Gartenbau. "Weil wir es können", erklärt er dem staunenden Besuch und führt als Beweis seiner Vielseitigkeit zu einem dunklen Raum, in dem ein selbst gebauter Flugsimulater zum Abheben lädt. "2000 Stunden Arbeit", lächelt der Erbauer. In dem Betrieb werde alles selbst gemacht: von der Website bis zur Befüllung der Eimer mit der Ware. Das Geschäft mit dem Öko-Putz mache den größten Anteil des Umsatzes aus. Aber er habe auch Aufträge in ganz anderen Bereichen übernommen, sagt der Selfmademan. Allein, die Hürden zum Ausbau dieser Angebote seien zu hoch: bei der Personalfrage wie beim Geld.


Denn als kleiner Handwerker bekomme er nicht die benötigten Kredite zum Ausbau, erläuterte er sein Unverständnis für Banken. Mehr noch, so erklärte er dem Kammervertreter sein Problem: Nie sei er arbeitslos gewesen, sondern habe einen florierenden Betrieb aufgebaut, "aber wir kriegen nicht einmal ein 'Dispo'. Und jetzt kommen Sie!"

Copyright Schwäbische Zeitung - Ausgabe Laupheim 8.9.2018

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