Rettungsleitstelle soll in Biberach bleiben - 5.5.17

Während auf Landesebene über eine Strukturreform diskutiert wird, macht sich die hiesige Politik für die Leitstelle stark

Landtagsabgeordneter Thomas Dörflinger (3.v.l.) hat die Biberacher Rettungsleitstelle kürzlich besucht und macht sich für deren Erhalt stark. Foto: DRK-Kreisverband/Thomas Warnack

Von Gerd Mägerle

Biberach - Beginnt eine vor fünf Jahren geführte Debatte um den Fortbestand der integrierten Rettungsleitstelle schon bald aufs Neue? Im Innenministerium gibt es seit Dezember 2016 eine Lenkungsgruppe, die die Aufgabe hat, die bestehende Leitstellenstruktur von Feuerwehr und Rettungsdienst im Land zu überprüfen und ab 2018 gegebenenfalls fortzuentwickeln. Die Beteiligten im Kreis Biberach verfolgen diese Entwicklung aufmerksam. Der hiesige CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger macht indes Mut: "Was die Leitstelle Biberach angeht, habe ich ein gutes Gefühl, weil wir hier inzwischen gut aufgestellt sind."

Das war im Sommer 2012 noch nicht der Fall, als der DRK-Landesverband eine Fusion der Biberacher Leitstelle mit einer benachbarten empfohlen hatte. Ulm wurde dabei immer wieder genannt. Neben wirtschaftlichen Gründen wurden vom Landes-DRK die zu geringe Größe des Zuständigkeitsgebiets und vor allem die fehlende durchgehende Doppelbesetzung genannt. Dagegen intervenierte damals der DRK-Kreisverband um seinen Vorsitzenden, den früheren CDU-Landtagsabgeordneten Peter Schneider. Vor vier Jahren sprach sich auch der Biberacher Kreistag mehrheitlich dafür aus, die Hälfte des für eine Doppelbesetzung der Leitstelle notwendigen Gelds bereitzustellen. Die andere Hälfte kam von den Krankenkassen. Beide Seiten teilen sich auch sonst die Kosten der Leitstelle. "Dafür sind wir sehr dankbar", sagt Michael Mutschler, Geschäftsführer des Rettungsdiensts beim DRK-Kreisverband. Bei größeren Schadenslagen könne die Leitstelle die Zahl ihrer Disponenten in kurzer Zeit erhöhen. "Wir können insgesamt auf 17 Disponenten zurückgreifen."

Digitalfunk und neue EDV

Neben dem Aufbau der Doppelbesetzung wurde auch in anderen Bereichen in die Leitstelle investiert, so Mutschler. So wurden die Rettungsfahrzeuge mit GPS-Technik ausgestattet und ein grafisches Informationssystem eingeführt. Für dieses Jahr steht die Einführung des Digitalfunks an. Ebenso soll noch 2017 in eine neue EDV investiert werden.

Ob dies alles die Biberacher Leitstelle zukunftssicher macht, wird sich bis Jahresende zeigen. Dann will die Lenkungsgruppe des Innenministeriums ihre Empfehlungen für eine neue Leitstellenstruktur geben, so Dörflinger. 34 Leitstellen unterschiedlicher Struktur gibt es derzeit in Baden-Württemberg. Zu viele - so zumindest die Meinung von DRK-Landesverband und Ärztekammer, die offenbar acht bis zehn Leitstellen favorisieren. Noch ist allerdings nichts entschieden. "Aber natürlich laufen im Hintergrund bereits Gespräche", sagt Dörflinger. Er hat sich vor einigen Wochen über die Arbeit der Biberacher Leitstelle informiert und sich nach eigener Aussage bei Innenminister Thomas Strobl (CDU) für sie stark gemacht. "Ich habe für Biberach ein gutes Gefühl, weil wir hier gut aufgestellt sind", so Dörflingers Eindruck. Auch wie Biberach vor vier Jahren für den Verbleib seiner Leitstelle gekämpft habe, habe Eindruck hinterlassen.

Einheitliche Standards bei Technik

Zentralität sei nicht grundsätzlich schlecht, "aber in Fällen, wo es unter Umständen um Leben und Tod geht, halte ich Dezentralität für dringend geboten", so Dörflinger. Wie gut die Leitstelle arbeite, habe sich auch bei den Hochwasserereignissen des vergangenen Jahres gezeigt. Er könne sich nicht vorstellen, dass es zu einer Konzentration auf acht bis zehn Leitstellen komme. Sinnvoll sei aber aus Sicht von Dörflinger und Mutschler, dass man zu einheitlichen technischen Ausstattungen in den Leitstellen komme - auch im Sinne einer Vernetzung der Leitstellen untereinander. Unterstützung gibt es auch vom DRK-Kreisvorsitzenden Schneider. Die Leitstellendebatte gebe es seit Jahrzehnten. "Wir kommen hier für Biberach immer wieder zum selben Ergebnis: Der Landkreis braucht eine eigene Leitstelle", so Schneider.

Auch Landrat Heiko Schmid hatte beim "Tag der Sicherheit" im April auf die gute Arbeit der Leitstelle beim Hochwasser verwiesen. "Das lag auch daran, dass die Leitstelle seit der beschlossenen Doppelbesetzung gut und rechtssicher aufgestellt ist. Als Kreis sehen wir deshalb keine Notwendigkeit, die damals geführte Diskussion über die Struktur der Leitstellen zu wiederholen", sagte Schmid.

Zurückhaltender äußerte sich beim gleichen Anlass Lorenz Menz, Präsident des DRK-Landesverbands. "Ich bin sicher, dass das Thema Leitstelle gut mit Ihnen weiterentwickelt werden kann", sagte er beim Empfang der Ehrengäste in der Gigelberghalle.

Copyright Schwäbische Zeitung, Ausgabe Riedlingen - 08.05.2017

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