Minister Peter Hauk zeigt sich beeindruckt - 8.5.17

Betriebsbesichtigungen in Dürmentingen und Hailtingen - Zusage, Ortskerne zu stärken

Andrea Geisinger, Minister Peter Hauk, Geschäftsführer Rainer Geisinger, CDU-Landtagsabgeordneter Thomas Dörflinger und Dürmentingens Bürgermeister Dietmar Holstein (von links) unter einem der schützenden Dächer der Firma Schlegel Rollladen Sonnenschutz. Foto: Waltraud Wolf

Von Waltraud Wolf

Dürmentingen - Ministerbesuch in Dürmentingen und Hailtingen: Firmen, die unter Berücksichtigung der Vergangenheit in die Zukunft investierten und dafür Mittel aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) erhalten haben, weckten am Freitag das Interesse von Peter Hauk, dessen Ressorts im baden-württembergischen Kabinett der ländliche Raum und der Verbraucherschutz sind. Und er und sein CDU-Abgeordneten-Kollege Thomas Dörflinger zeigten sich außerordentlich beeindruckt von dem, was ihm Rainer Geisinger, Geschäftsführer der Firma Schlegel Rollladen Sonnenschutz, und Roland und Holger Herrmann als Geschäftsführer der Firma Herrmanns GmbH, Fahrzeugtechnik für Mercedes Benz in Hailtingen, zu zeigen hatten.

Zunächst aber gehörte Bürgermeister Dietmar Holstein das Wort. Und schon was er zu sagen hatte, war imposant, sind doch in der 2 625 Einwohner zählenden Gemeinde mit ihren Teilorten Burgau und Hailtingen 1500 Menschen beschäftigt. "Eine äußerst stattliche Zahl", kommentierte der Schultes, der gleich auf den knapp werdenden Grund für Gewerbebetriebe hinwies und vermerkte, dass eine Neu-Ausweisung im Einklang mit naturschutzrechtlichen Belangen die Gemeinde vor Herausforderungen stelle. Schnell ändern wolle man mit der Realisierung neuer Wohnbaugebiete den Mangel an Wohnbauplätzen im Hauptort. Holstein sprach die gerade laufende Sanierung der Turn- und Festhalle für knapp vier Millionen Euro an und zeigte sich dankbar für die Zusage von ELR-Mitteln für die "lebendige Ortsmitte", ein Modell-Projekt für Wohnen im Alter.

Minister Hauk betonte denn auch, dass man alles dafür tue, um die Ortskerne zu stärken. Das bedeute, Gebäude zu sanieren, aber auch gegebenenfalls abzureißen, um zeitgemäßen Wohnbau zu ermöglichen. In Maßen mache es auch Sinn, weitere Flächen für Industrieansiedlung zur Verfügung zu stellen. Gestärkt wissen wollte er ihrer Bedeutung für Baden-Württemberg wegen die Kleinindustrie, wobei er sich davon überzeugt zeigte, dass durch die Automatisierung auch hierfür der Raumbedarf steigen werde. Beim ehrenamtlichen Engagement und damit auch der Wertevermittlung sah der Minister den ländlichen Raum gegenüber den Großstädten meilenweit voraus.

Anstatt in die Minister-Limousine stieg Peter Hauk zu Roland Herrmann in ein Hupmobile, ein Cabriolet Baujahr 1929, um sich bei der Rollladen-Firma Schlegel umzusehen, für die laut Geschäftsführer Rainer Geisinger eine Aussiedlung ins Gewerbegebiet, "kein Thema" gewesen sei. Man habe sich für Umbau und Sanierung des einstigen Mühlengebäudes und der Sägehalle entschieden mit hohen Kosten und der willkommenen Unterstützung durch das ELR-Programm.

Die erste urkundliche Erwähnung des Anwesens als fürstlich waldburgische Mahlmühle geht auf das Jahr 1440 zurück, ließ Geisinger den beeindruckten Minister wissen. Sein Ururgroßvater Gustav Marquart kaufte das Anwesen mit Sägewerk, Mühle und Landwirtschaft 1896. Dessen Tochter Maria und ihr Mann Max Schlegel übernahmen bereits im Jahr 1900. Von ihren 15 Kindern begründeten einige heute bedeutende Unternehmen in Dürmentingen, wie die Firma Paul Maschinenfabrik GmbH & Co. KG oder die Georg Schlegel GmbH & Co, KG, die Elektrotechnik entwickelt und herstellt. Geisingers Opa Eugen Schlegel, der den Betrieb zusammen mit seiner Frau 1950 übernahm, "war ein richtiger Tüftler". Von seinen angemeldeten Patenten befänden sich die sogenannten Klappgarnituren heute weltweit in jedem Bierzelt. 1953 wurde mit der Rollladen- und Fensterladenfertigung begonnen, berichtete Geisinger. Als seine Eltern Bruno und Gertrud Geisinger geborene Schlegel den Betrieb 1980 übernahmen, habe man sich auf dem Feld Rollladen und Sonnenschutz weiter spezialisiert. 2002 ging der Betrieb an ihn und seine Frau Andrea über. 2007 konnte in das neue Büro mit Ausstellungshaus eingezogen werden. 2016 wurde die neue Lagerhalle erbaut und aktuell eine Außenausstellung aufgestellt, für die sich der Minister - neben den Produkten zum Beispiel von Einbruchschutz - besonders interessierte: Sonnen- und Wetterschutz der komfortablen Art, großzügig und technisch hochmodern. "Tolle Produkte", schwärmte Geisinger, die anspruchsvoll zu montieren seien, weshalb gut ausgebildete Mitarbeiter wichtig seien, insgesamt sind 13 im Team. Die Reaktivierung des zweiten Teils der ehemaligen Sägehalle sind eines der Zukunftsprojekte der Firma Rollladen Schlegel. "Die Lösung ist top", lobte der Minister Sanierung und Umbau des alten Betriebes und seine Weiterentwicklung. "Das hat mich überzeugt".

Im Hupmobile gelangte er im eng gerafften Programm danach nach Hailtingen, wo ihm Roland Herrmann das in den 1980er-Jahren begonnene Recycling-Prinzip seiner Firma erläuterte: der Demontage von Mercedes-Fahrzeugen, um funktionstüchtige Teile wieder zu verwerten. Fahrzeuge, die an Wänden hängen, das macht schon Eindruck. Dem Handel mit Gebrauchtteilen folgte die Motoren- und Getriebetechnik. Sein Sohn Holger bekannte denn auch beim Rundgang durch die verschiedenen Werkstätten: "Unser Herz schlägt für die Motoren-Instandsetzung". Angesiedelt hat sich die Firma mit ihren teilüberholten Motoren und Getrieben für Mercedes-Fahrzeuge auf dem Ersatzteilemarkt zwischen dem Gebraucht- und dem Hersteller-Tauschteil. Um Mercedes-Autos von 1945 an kümmert man sich in den Werkstätten, gelegentlich auch um Oldtimer. "Vieles ist machbar", erklärt einer der hochqualifizierten Mitarbeiter Frank Kotulla dem Minister, vor allem dann, wenn es keine Ersatzteile mehr gibt und die Kunst des Mechanikers gefragt ist, was sich Oldtimer-Liebhaber auch etwas kosten ließen. Aktuelle Fahrzeugmodelle werden in der neuen Werkstatt mit den acht Hebebühnen inspiziert und repariert. Die Auto-Kennzeichen zeigen das Einzugsgebiet der Hailtinger Firma auf: 300 bis 500 Kilometer und gelegentlich auch einmal mehr. 64 Mitarbeiter hat die Firma beschäftigt, hochqualifiziert, wie Roland Herrmann betont. "Wenn man sich Zeit nimmt für die Einarbeitung, ist viel Potenzial zu schöpfen".

Um das alles zu erfahren und zu betrachten, verzichtete der Minister gerne auf den vorbereiteten Imbiss, wartete doch schon der nächste Termin.

Copyright Schwäbische Zeitung, Ausgabe Biberach - 05.05.2017

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