Guido Wolf packt den Kämpfer aus - 1.3.16
CDU-Spitzenkandidat schwört die Seinen im Bierkrugstadel auf das Wahlkampffinale ein
Von Gerd Mägerle
Bad Schussenried - Mit einer kämpferischen Rede hat CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf am Sonntag im Bierkrugstadel in Bad Schussenried seine Parteimitglieder auf den Endspurt des Wahlkampfs eingeschworen. "Wir haben eine greifbare Regierungsperspektive", rief er den rund 320 Besuchern zu. In einer knapp einstündigen Rede skizzierte er sein Wahlprogramm und polterte heftig gegen Grün-Rot.
Die Stimmung im Bierkrugstadel hatte etwas von einem verspäteten politischen Aschermittwoch. Zum Aufwärmen spielte ein Volksmusikduo und bei naturtrübem Bier und Wurstsalat stimmte sich das Publikum auf den prominenten Redner ein. Wahlkreiskandidat Thomas Dörflinger begrüßte die Besucher und appellierte: "Wir müssen die Wahl gewinnen, sonst können wir für unseren Wahlkreis Biberach nichts mehr verändern." Bei der Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik stehe die jetzige Landesregierung auf der Bremse und über die Bildungspolitik mache er sich ernsthafte Sorgen, sagte Dörflinger.
Spitzenkandidat Guido Wolf nahm den Ball dankbar auf. Dass die jetzige Landesregierung vom Bund bereitgestellte Mittel für den Straßenbau nicht abgerufen habe, sei der CDU jahrzehntelang nie passiert: "Das ist eine Todsünde für einen Schwaben." Die hiesige Wirtschaft brauche eine funktionierende Infrastruktur, ebenso wie eine bessere Wirtschaftspolitik. Den Unternehmen werde inzwischen durch diverse Gesetze das Leben schwer gemacht. Sollte er Ministerpräsident werden, gebe es wieder ein eigenständiges Wirtschaftsministerium, sagte Wolf.
Kritik übte er an der Polizeireform und den Gebietszuschnitten der Polizeipräsidien. "Das Ganze ist völlig überdimensioniert. Wer solche Gebietskulissen schneidert, hat Baden-Württemberg nicht verstanden und gehört schon deshalb abgewählt."
Sozialer Wohnungsbau, nicht nur für Flüchtlinge, werde durch die neue Landesbauordnung erschwert. "Das ist Ideologie pur und macht Investitionen in Immobilien unattraktiv", so Wolf. In der Familienpolitik trete die CDU allem entgegen, was diskriminierend wirken könne. "Das soll uns aber nicht daran hindern, die Familie in den Mittelpunkt zu stellen." Seine Partei sei für einen Ausbau der Kitaplätze, aber immer mit der Wahlfreiheit für die Familie. Staatliche Angebote dürften der Familie nicht übergestülpt werden, sagte Wolf. Unterstützen müsse man junge Familien auch beim Wunsch nach einem Eigenheim. "Es braucht wieder ein gesamtgesellschaftliches Klima für ein Kinder- und Familienland Baden-Württemberg", sagte er.
Die bestehenden Gemeinschaftsschulen werde eine Regierung unter seiner Führung nicht schließen. "Wir müssen im Bildungsbereich aber wieder mehr über Qualität und weniger über Strukturen diskutieren", so Wolf. Dazu gehöre nicht nur die Förderung von schwächeren Schülern, sondern auch die Unterstützung der talentierten.
Kritik an Kretschmann
"Ein weiteres Jahr mit mehr als einer Million Flüchtlinge können wir uns nicht mehr erlauben", griff Wolf am Ende das derzeit beherrschende Thema auf. Dabei übte er auch Kritik an Ministerpräsident Kretschmann und seiner scheinbaren Unterstützung der Kanzlerin. "Wenn er es damit ernst meinen würde, hätte er im Bundesrat längst zustimmen können, Marokko, Algerien und Tunesien als sichere Herkunftsländer einzustufen."
Die Sorgen der Menschen, die sich Angst vor einer zunehmenden Islamisierung machen, müsse man ernst nehmen, so Wolf: "Die beste Antwort darauf ist, dass wir endlich aufhören unsere eigenen Werte und Traditionen aus falsch verstandener Toleranz zu verstecken", rief er und erhielt dafür lang anhaltenden Beifall. An die CDU-Mitglieder appellierte er in den letzten zwei Wochen des Wahlkampfs nochmals Vollgas zu geben.