Thomas Dörflinger ist erleichtert - 14.3.16
Thomas Dörflinger ist am Ende schlicht "erleichtert"
Beim Wahlergebnis-Gucken der CDU im "Bräuhaus" in Ummendorf ist die Stimmung nicht euphorisch
Von Markus Dreher
Ummendorf - "Ich bin erleichtert": Die Reaktion des frisch gekürten Wahlkreisabgeordneten Thomas Dörflinger spricht Bände. Denn wann hatte es das je gegeben in Oberschwaben, dass CDU-Landtagskandidaten bangen müssen um die direkte Fahrkarte nach Stuttgart? "Ulm verloren, Ravensburg verloren, Sigmaringen verloren - im Endeffekt muss ich froh sein", sagt Dörflinger, als der Gewinn des Direktmandats feststeht.
Dass seine Partei auch im Wahlkreis Biberach einen "Denkzettel" bekommen und die AfD vergleichsweise stark abschneiden würde, habe er erwartet: "Es ist ein konservativer Wahlkreis." Bei der SZ-Podiumsdiskussion Anfang März hatte er für sich 40 Prozent als Ziel ausgegeben. "Das habe ich nicht erreicht", aber damals habe die CDU in Umfragen noch rund zehn Prozentpunkte unter dem Ergebnis 2011 gelegen. Tatsächlich waren die landesweiten Verluste größer und Dörflingers Abstand zu Peter Schneiders Ergebnis vor fünf Jahren auch.
Das Landesergebnis bezeichnet Dörflinger unumwunden als "sehr schwach" - wenngleich aufgrund der Umfragen nicht unerwartet. Als der für sein freundliches Auftreten bekannte 46-Jährige um 18.23 Uhr das "Bräuhaus" in seiner Heimatgemeinde Ummendorf betritt und den Fotografen erblickt, sagt er: "Da lache ich jetzt nicht."
Als Wahlparty möchte man die Zusammenkunft in dem Lokal denn auch nicht bezeichnen. Als um 18 Uhr die erste Prognose kommt, ist aus einer Ecke "Jesses Gott" zu vernehmen und beim AfD-Ergebnis ein Stöhnen wie unter Schmerzen. Als um 18.16 Uhr das erste Ergebnis aus dem Wahlkreis 66 über die Leinwand flimmert - 47,6 Prozent für die CDU in Seekirch - brandet trotziger Beifall auf. Die kleinen Gemeinden zählen am schnellsten und einmal sagt Dörflinger: "Wenn das jetzt das Ergebnis der Stadt Biberach wäre ..." - dann hätte er früher entspannter dreinblicken können. "Ein starkes Stadt-Land-Gefälle ist augenfällig", so Dörflingers Diagnose.
Landesthemen untergegangen
Die Ursache liegt für ihn auf der Hand: "Das Flüchtlingsthema hat alles überlagert, das haben wir auf den Marktständen gespürt." Landespolitische Themen hätten so gut wie keine Rolle gespielt. Dass die Grünen die CDU überflügelt haben, führt er "fast ausschließlich" auf die Popularität des Ministerpräsidenten zurück. "Das sieht man, wenn man sich das Grünen-Ergebnis in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt anschaut." Gegen den Amtsbonus sei schwer anzukommen gewesen: "In unruhigen Zeiten setzen die Menschen auf Kontinuität."
Diese Lesart ist Konsens im Saal: Der Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Josef Rief sagt: "Die Ministerpräsidenten-Parteien haben jeweils zugelegt, den Koalitionspartnern hat es eher geschadet." Das Ergebnis sei "nicht befriedigend, ganz klar". Es ärgere ihn, dass Landesthemen wie Schulpolitik und innere Sicherheit untergegangen seien. Man habe es nicht geschafft, deutlich zu machen, wie die Landesregierung im Bundesrat Fortschritte in der Flüchtlingsfrage blockiert habe. Zufrieden war er am frühen Abend immerhin mit einem: "Grün-Rot ist abgewählt."
Der Biberacher Alt-OB Claus-Wilhelm Hoffmann sagt zum Gesamtergebnis: "Furchtbar." Jedoch bescheinigt er Winfried Kretschmann, dass dieser für seine Glaubwürdigkeit gewählt worden sei.