Abgeordnete fürchten um Südbahn-Vorteile - 19.11.16
CDU-Parlamentarier sehen offene Fragen durch Bahnhalt Merklingen - Ministerium hält Probleme für lösbar
Von Katja Korf
Stuttgart - Wird die Südbahn von Friedrichshafen nach Ulm die Reisezeit nach Stuttgart so verkürzen wie versprochen? CDU-Abgeordnete und der Interessenverband Südbahn fürchten kurz vor einer wichtigen Vertragsunterzeichnung weitere Probleme, das Verkehrsministerium in Stuttgart sieht offene Fragen dagegen so gut wie gelöst.
Grund für die Debatte ist der neue Bahnhalt Merklingen. Diesen steuert die bis dahin elektrifizierte und damit beschleunigte Südbahn ab 2021 zusätzlich an - was die zuvor kalkulierten Fahrpläne und Anschlüsse durcheinanderbringen könnte.
In zwei Wochen steht ein bedeutender Termin an für den Bahnhalt auf der Alb. Dann wollen Land, Kommunen und Deutsche Bahn (DB) den Vertrag zur Finanzierung unterzeichnen. Der Landtag hatte auch mit den Stimmen der CDU im Sommer beschlossen, dass aus dem Etat des Landes 30 Millionen Euro nach Merklingen fließen. Die Union hat ihre Zustimmung an Bedingungen geknüpft. Eine davon: Durch den neuen Haltepunkt in Merklingen dürfen keine Verschlechterungen bei Fahrplan und Anschlüssen entlang der Südbahn-Trasse entstehen. Genau das befürchten die CDU-Landtagsabgeordneten Raimund Haser, Adolf Schuler und Thomas Dörflinger. Sie warten auf schlüssige Antworten aus dem Verkehrsministerium. Sonst kann das Land aus ihrer Sicht den Finanzierungsvertrag am 2. Dezember nicht unterzeichnen.
Da der Beschluss über Merklingen erst lange nach allen Planungen für die elektrifizierte Südbahn fiel, war er in den Berechnungen der neuen Fahrpläne nicht vorgesehen. Diese sehen vor, dass sich die Fahrzeiten vom See in die Landeshauptstadt auf 1:30 Stunde verkürzen. Auch die Anbindungen an die Allgäu-Bahn und an andere Nahverkehrsverbindungen nach Oberschwaben und den Bodensee waren ausgetüftelt. Der Zeitverzug durch den Halt in Merklingen - 2:40 Minuten auf der Strecke Stuttgart-Friedrichshafen - bringt diese durcheinander.
Eine Minute will die Bahn aufholen, indem sie Züge aus Würzburg früher losschickt. Für die restliche Zeit suche man nach einer Lösung, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums am Freitag. Er sei aber optimistisch.
Die Schlüsselstelle liegt in Aulendorf. Fünf Minuten Umsteigezeit in Richtung Allgäu sahen die Pläne dort vor. Davon sind durch die Verzögerung in Merklingen nur noch 3:30 Minuten übrig. "Da sehen Sie den Zug nur noch von hinten", sagt Wilfried Franke, Geschäftsführer des Interessenverbands Südbahn. Er vertritt die Anrainer der Südbahn. Neben der fehlenden Zeit zum Umsteigen gibt es in Aulendorf auch offene Fragen dazu, wie die Anbindung mit der Allgäu-Bahn funktionieren soll. Die Gespräche mit Bayern zu diesem Thema seien nicht abgeschlossen, so das Verkehrsministerium.
Unter dem Zeitverlust leiden aus Sicht der CDU-Abgeordneten auch Verbindungen nach München, Österreich und in die Schweiz. Der Grund: Noch steht nicht fest, ob es wie geplant eine durchgehende Verbindung über Friedrichshafen bis Bludenz geben wird. Hier wartet das Land noch auf eine Kalkulation der DB und führt Gespräche mit Verantwortlichen in Österreich.